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    Demographie

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    Demographie | 6.6.2024 Drucken

    Deprivation führt zu früherer Sterblichkeit

    Eine interinstitutionelle Studie im Kontext „Deprivation“ zeigt erstmals, welche Todesursachen für eine wachsende regionale Lücke in der Lebenserwartung in Deutschland verantwortlich sind.

    Die sozioökonomische Deprivation und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit und Sterblichkeit sind seit langem Gegenstand der Forschung. So belegen Studien etwa, dass Menschen in benachteiligten Verhältnissen und Regionen eine höhere Krankheitsanfälligkeit und somit eine geringere Lebenserwartung haben. Dafür wird der Begriff der „sozioökonomischen Deprivation“ herangezogen.

    Nun hat eine Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) und der Medizinischen Hochschule Hannover hauptsächliche Sterblichkeitsursachen im Kontext von Regionalität untersucht. Dabei kam eine deutliche Differenz zum Vorschein. Demnach beträgt der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen den Regionen mit stärkster und niedrigster Deprivation im Jahr 2019 bei Männern 3,1 Jahre und 1,8 Jahre bei Frauen. Aktuellere Zahlen für 2021 siehe weiter unten. Diese sind allerdings aufgrund der Pandemie besonders einzuordnen.

    Menschen in sozioökonomisch benachteiligten Regionen haben im Durchschnitt eine kürzere Lebenserwartung. Im Jahr 2019 lag das Risiko, vor dem 75. Lebensjahr zu sterben, für Männer im höchsten Deprivationsquintil um 43 Prozent und für Frauen um 33 Prozent höher als in den am wenigsten benachteiligten Regionen. Diese großen Unterschiede resultieren insbesondere aus Sterbefällen infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Während die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwar überall zurückging, nahmen die relativen Unterschiede weiter zu. Bei der Krebssterblichkeit wiederum fiel der Rückgang in benachteiligten Regionen deutlich schwächer aus.

    Corona verschärfte die Unterschiede noch einmal

    Die Studie ermittelte weiterhin, dass die vorzeitige Sterblichkeit in Deutschland bis Mitte der 2000er Jahre in allen Deprivationsquintilen zurückging. Ab den 2010er Jahren schwächte sich dieser Trend jedoch ab. Die Sterblichkeitsraten stiegen in hoch deprivierten Regionen teilweise wieder an. Das galt insbesondere bei Frauen. Dies führte zu einer Ausweitung der regionalen sozioökonomischen Ungleichheit in der vorzeitigen Sterblichkeit, die sich während der COVID-19-Pandemie weiter verschärfte. In dieser sozioökonomischen wie demographischen Extremphase vergrößerte sich die Lebenserwartungslücke auf 3,5 Jahre bei Männern und 2,2 Jahre bei Frauen (2021). Das bedeutet eine Ausweitung um jeweils 0,4 Jahre gegenüber den Vergleichszahlen von 2019.

    Gibt es Potenzial zur Reduktion der vorzeitigen Sterblichkeit?

    Eine What-if-Analyse im Rahmen der Studie verdeutlicht das Potenzial zur Reduktion der vorzeitigen Sterblichkeit durch eine Verringerung sozioökonomischer Ungleichheiten. Ein Szenario nimmt dabei eine Angleichung der Sterblichkeitsraten in allen Regionen auf das Niveau der am wenigsten deprivierten Regionen an. Dieser Fall generiert zugleich das größte Präventionspotenzial. So hätten im Jahr 2019 dadurch 35.119 vorzeitige Sterbefälle in ganz Deutschland vermieden werden können. Das entspricht immerhin einer Reduktion der vorzeitigen Sterblichkeit um 12,8 Prozent.

    Diese Studie liefert tiefere Einblicke in die Mechanismen hinter der „sozioökonomischen Deprivation“. Ihre Ergebnisse unterstreichen zudem die Notwendigkeit, sozioökonomische Ungleichheiten in Deutschland noch direkter (bzw. regionaler) zu adressieren. Dabei ist die Verbesserung der Gesundheits- und Lebenschancen für Menschen in benachteiligten Verhältnissen nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Sondern sie hat auch das Potenzial, die vorzeitige Sterblichkeit deutschlandweit erheblich zu reduzieren. Politisch protegierte Maßnahmen zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im gesamten Bundesgebiet können dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

    Ein Index für die Einordnung

    Für die bessere Einordnung privater Deprivation gibt es hierzulande einen eigens entwickelten Index, den German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD). Dieser wird beispielsweise herangezogen, um Unterschiede aufzuzeigen oder im Kontext der Deprivation ermittelte Zahlen mit anderen Daten in Beziehung zu setzen. Die Zahlen der vorgestellten Studie basieren auf Daten der amtlichen Todesursachenstatistik, der Bevölkerungsfortschreibung und dem GISD für die Jahre 1998 bis 2021. Die Altersgrenze für „vorzeitige Sterblichkeit“ wurde gemäß den Kriterien von OECD und Eurostat auf unter 75 Jahre festgelegt. Die Studie ist hier veröffentlicht.

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