Deutschland nur Mittelmaß im Rentenvergleich

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17. Februar 2025

Deutschland nur Mittelmaß im Rentenvergleich

Ein globaler Rentenvergleich zeigt, dass das deutsche Rentensystem eher mittelmäßig aufgestellt ist und weiterhin vor demografischen wie finanziellen Herausforderungen steht.

Während die Niederlande erneut an der Spitze im Rentenvergleich steht, liegt Deutschland mit Platz 20 nur im Mittelfeld. Trotz einer leichten Verbesserung der Punktzahl im Vergleich zum Vorjahr dokumentiert der Mercer CFA Institute Global Pension Index 2024, dass das deutsche Rentensystem mit erheblichen Unwägbarkeiten belastet ist. Vor allem beim Punkt Nachhaltigkeit zeigen sich deutliche Schwächen.

Der Mercer CFA Institute Global Pension Index 2024 zeigt, wie gut die Rentensysteme weltweit aufgestellt sind. Dabei sind die vorderen Plätze in der Regel seit einigen Jahren schon vergeben. So verteidigen beispielsweise die Niederlande mit einer Gesamtpunktzahl von 84,8 ihre Spitzenposition. Dahinter folgen Island (83,4) und Dänemark (81,6), die ebenfalls stabile und gut entwickelte Rentensysteme aufweisen. Diese Länder zeichnet vor allem die Fähigkeit aus, langfristig finanzielle Sicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig setzen sie gezielt auf ein hohes Maß an Flexibilität und Individualisierung. Besonders in den Niederlanden hat der Wechsel von einem kollektiven, leistungsorientierten System zu einem stärker beitragsorientierten Ansatz für Stabilität und Anpassungsfähigkeit gesorgt. Zudem gelten die Holländer als vorbildlich in der betrieblichen Altersversorgung (bAV).

Deutschland: leichte Verbesserung, aber auf geringem Niveau

Im globalen Rentenvergleich erreicht Deutschland 67,3 von 100 Punkten. Das ist eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr. 2023 erzielten wir 66,8 Punkte. Dennoch fiel Deutschland von Rang 19 auf Rang 20 zurück, da andere Länder größere Fortschritte erzielten. Die Bewertung des deutschen Rentensystems setzt sich folgendermaßen zusammen:

1. Angemessenheit (Platz 9): Mit einer Punktzahl von 72,1 schneidet Deutschland hier relativ gut ab. Die gesetzliche Rente sorgt für eine Grundabsicherung der Deutschen. Ergänzt wird diese durch betriebliche und private Altersvorsorge, um den Lebensstandard vieler Rentner auch im Ruhestand möglichst zu halten.

2. Nachhaltigkeit (Platz 33): Hier zeigt sich die größte Schwäche des deutschen Rentensystems. Das umlagefinanzierte Modell steht unter Druck durch die niedrigen Geburtenraten und die steigende Lebenserwartung. Die Finanzierung zukünftiger Renten bleibt eine zentrale Herausforderung. Ganz sicher ist hierzulande mit Blick auf die Rente nichts mehr.

3. Integrität (Platz 27): Mit 67,9 Punkten liegt Deutschland in dieser Kategorie wiederum nur im unteren Drittel. Insbesondere beeinträchtigen die freiwillige Ausfinanzierung der bAV oder eine nach wie vor unzureichende Verbreitung privater Altersvorsorge die Bewertung. Hier könnten beispielsweise Opting-out in der bAV oder ein grundlegender wie oft diskutierter neuer Förderungsansatz bei der Riester-Rente neue Impulse schaffen.

Beitragsorientierte Systeme auf dem Vormarsch

Weltweit bewegen sich die Altersversorgungssysteme zunehmend in Richtung beitragsorientierter Modelle. Diese Systeme bieten oft mehr Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten an individuelle Erwerbsbiografien, sind jedoch auch mit Herausforderungen verbunden. Den Autoren des Mercer-Index zufolge ist die Unterstützung durch qualifizierte Finanzberater entscheidend, um die langfristige finanzielle Sicherheit zu gewährleisten. Beitragsorientierte Pläne bieten insbesondere für Beschäftigte in atypischen Arbeitsverhältnissen wie Leiharbeit Vorteile, da sie flexible Beiträge ermöglichen. Angesichts der steigenden Lebenserwartung und der zunehmenden Zahl von Menschen, die schrittweise in den Ruhestand gehen oder nach einer ersten Ruhestandsphase zurück in den Arbeitsmarkt kehren, werden solche Systeme als zukunftsweisend angesehen.

Anhaltender Reformbedarf in Deutschland

Die demografische Entwicklung und die Belastung des umlagefinanzierten Rentensystems durch die steigenden Kosten der sozialen Sicherung erfordern umfassende Reformen. Experten betonen die Notwendigkeit, die private und betriebliche Altersvorsorge stärker auszubauen. Unternehmen tragen zunehmend dazu bei, indem sie innovative Pensionspläne einführen, die nachhaltig finanziert sind. Solche Maßnahmen sind nicht nur wichtig für die Rentensicherheit, sondern auch ein Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte.

Der Mercer CFA Institute Global Pension Index basiert auf einem gewichteten Durchschnitt aus drei Teilindizes: Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Die besten Werte in diesen Kategorien erzielten mit Blick auf die Angemessenheit die Niederlande (86,3 Punkte). Beim Thema Nachhaltigkeit sieht der Index Island mit 84,3 Punkten vorn. Wenn es um Integrität geht, dann steht Finnland mit herausragenden 90,8 Punkten an der Spitze.