Ein Blick auf die regionale Kaufkraft zeigt, wo sich die Menschen in Deutschland mehr oder weniger leisten können.
Die Kaufkraft ist das preisbereinigte private Einkommen. Die regionale Kaufkraft wiederum spiegelt in Deutschland die finanzielle Situation privater Haushalte in den verschiedenen Landkreisen wider. Diese Daten werden in regelmäßigen Abständen ermittelt und vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht.
Während einige Landkreise in prosperierenden Gegenden dank hoher Einkommen und moderater Lebenshaltungskosten Spitzenwerte erreichen, sind strukturschwache Regionen und Großstädte oft Schlusslichter. Eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft ermöglicht detaillierte Einblicke in die regionale Kaufkraft für das Jahr 2022.
Die Studie betitelt ihre Veröffentlichung zum Thema mit „Schöne Landschaft zieht die Wohlhabenden an“ und schaut dabei vor allem nach Bayern. Bei der regionalen Kaufkraft finden sich die höchsten Werte nämlich in Bayern. An erster Stelle steht der Landkreis Starnberg. Das preisbereinigte Pro-Kopf-Einkommen beträgt hier 35.392 Euro. Trotz eines Preisniveaus, das 13,6 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt, bietet die Region die höchste Kaufkraft in Deutschland. Knapp dahinter folgt der Landkreis Miesbach mit 35.335 Euro pro Kopf. Der Hochtaunuskreis bei Frankfurt am Main erreicht mit 33.011 Euro Platz drei. Auf Platz vier liegt Nordfriesland mit 31.378 Euro, das von einem moderaten Preisniveau (97,3 Prozent des Bundesdurchschnitts) profitiert. Eine Besonderheit zeigt sich auf Platz fünf: Der Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge in Oberfranken. Hier beträgt das preisbereinigte Einkommen 31.011 Euro. Mit einem Preisniveau, das 9,2 Prozent unter dem Bundesschnitt liegt, erzielen die Einwohner eine vergleichsweise hohe Kaufkraft.
Strukturschwache Regionen sind die Schlusslichter
Am unteren Ende der Rangliste finden sich Städte aus strukturschwachen Regionen. Hier werden die jahrzehntelangen Auswirkungen wirtschaftlicher wie sozialer Entwicklungen besonders sichtbar. Offenbach am Main bildet mit einem preisbereinigten Pro-Kopf-Einkommen von 19.022 Euro das Schlusslicht. Bei einem Preisniveau von 106,6 Prozent, das über dem Bundesdurchschnitt liegt, haben die Bewohner hier die geringste Kaufkraft in Deutschland. Gelsenkirchen liegt mit 19.621 Euro knapp davor, gefolgt von Duisburg (20.193 Euro) und Bremerhaven (21.317 Euro). Herne erreicht mit 21.327 Euro Platz 396.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die regionale Kaufkraft nicht allein vom Einkommen abhängt. Ebenso maßgeblich ist das Verhältnis zwischen Einkommen und Lebenshaltungskosten. Regionen mit moderaten Preisen und hohen Einkommen, wie Starnberg oder Miesbach, profitieren dabei besonders. Im Gegensatz dazu belasten hohe Miet- und Lebenshaltungskosten in Großstädten oder sozio-ökonomische Strukturen wie in Offenbach oder Gelsenkirchen die Kaufkraft erheblich.
Politik ist gefordert
Die Politik könnte durch den verstärkten Bau bezahlbaren Wohnraums und eine bessere Anbindung ländlicher Regionen an urbane Zentren für Entlastung sorgen. Das gilt vor allem für die Mehrzahl der deutschen Großstädte mit ihren hohen Mietkosten. Diese Punkte stehen bereits seit Jahren auch auf der Agenda politischer Entscheider. Doch die Realität hinkt dem Bedarf weiterhin hinterher, insbesondere beim sozialen Wohnungsbau. Zusätzlichen Druck gibt es durch demografische Entwicklungen oder die anhaltende Kriegs- und Flüchtlingssituation der ukrainischen Menschen.