Eine positive Einschätzung der eigenen Lebenserwartung beeinflusst das Verhalten bei der Altersvorsorge maßgeblich. Das zeigen aktuelle Zahlen.
Menschen, die davon ausgehen, länger zu leben, treffen in finanzieller Hinsicht oftmals eher vorausschauende Entscheidungen. Das hat auch Auswirkungen auf das Sparverhalten und damit die private Altersvorsorge. Eine aktuelle Analyse des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) belegt, dass Optimismus in Bezug auf die eigene Lebenserwartung mit einem höheren Vorsorgebewusstsein einhergeht.
Wer seine Lebenserwartung unterschätzt, tendiert dazu, weniger für den Ruhestand vorzusorgen. Das belegt eine umfangreiche Erhebung von Insurance Europe, an der mehr als 15.700 Menschen aus 15 europäischen Ländern teilnahmen. Laut der Studie verfügen Personen, die von einer niedrigeren Lebensdauer ausgehen als die statistischen Prognosen, im Durchschnitt über weniger Altersvorsorgeprodukte. Europaweit halten diese Unterschätzer im Schnitt 0,68 Produkte. Hingegen besitzen Überschätzer, also jene, die eine höhere Lebenserwartung annehmen, durchschnittlich 0,79 Vorsorgeprodukte. Besonders in Deutschland sind die Unterschiede ausgeprägt. Unterschätzer haben hier durchschnittlich 0,95 Produkte, während Überschätzer auf 1,14 Produkte kommen. Die Zahlen machen deutlich, dass eine pessimistische Selbsteinschätzung im Vergleich zur statistischen Lebenserwartung in den meisten Fällen zu einem geringeren Umfang an Vorsorge führt.
Die Analyse zeigt auch Unterschiede beim Anteil derjenigen, die aktiv fürs Alter sparen. In ganz Europa sind es 55 Prozent der Unterschätzer, die sich um ihre Altersvorsorge kümmern. Bei den Überschätzern liegt dieser Wert bei 63 Prozent. In Deutschland fällt die Differenz zwischen diesen beiden Gruppen noch deutlicher aus: Während 67 Prozent der Unterschätzer in Deutschland Vorsorgemaßnahmen treffen, sind es bei den Überschätzern 78 Prozent. Optimisten neigen also nicht nur dazu, mehr Vorsorgeprodukte zu besitzen, sondern auch häufiger aktiv zu sparen.
Fehleinschätzung mit Folgen
Interessanterweise lassen sich die Unterschiede im Sparverhalten nicht durch objektive gesundheitliche Faktoren erklären. Die statistische Lebenserwartung unterscheidet sich innerhalb der verschiedenen Gruppen nicht wesentlich. Vielmehr fehlt es vielen Menschen an einer genauen Einschätzung ihrer tatsächlichen Lebensdauer. Wer irrtümlich davon ausgeht, früh zu sterben, unterschätzt häufig den eigenen finanziellen Bedarf im Alter. Die Folge ist, dass Vorsorgemaßnahmen als unnötig empfunden oder erst gar nicht ergriffen werden. Dies birgt das Risiko, im Ruhestand finanziell nicht ausreichend abgesichert zu sein. Diese Diskrepanz zwischen subjektiver Einschätzung und statistischer Realität kann langfristig problematisch sein. Gerade in einer Zeit, in der die Lebenserwartung durch medizinischen Fortschritt und bessere Lebensbedingungen stetig ansteigt, sollte die Bedeutung einer fundierten Vorsorgeentscheidung stärker kommuniziert werden.
Testen Sie einfach Ihre statistische Lebenserwartung mit dem DIA-Tool „Change Your Life“. Mit dem Online-Rechner lässt sich auch ermitteln, wie Veränderungen im Lebensstil die eigene Lebenserwartung beeinflussen können.