Nach Open Banking kommt nun Open Finance

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24. Februar 2025

Nach Open Banking kommt nun Open Finance

Die fortschreitende Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren so gut wie alle Sektoren verändert – auch die Finanzbranche. Darauf macht das Financial Planning Standards Board Deutschland e. V. (FPSB Deutschland) aufmerksam.

Der erste Schritt erfolgte unter dem Begriff des Open Banking. Dabei ging es vor allem darum, den Zahlungsverkehr zu flexibilisieren, stellt das FPSB fest. Das wiederum sei die Grundlage gewesen, auf der sich Online- und Mobile Banking, Direktbanken und neue Zahlungsanbieter wie Paypal oder Google Pay entwickeln konnten.

Für Bankkunden war das eine unter dem Strich sehr positive und erfreuliche Entwicklung. „Sie profitieren davon beispielsweise in Form von deutlich gesunkenen Gebühren im gesamten Bereich des Zahlungsverkehrs und durch eine deutlich beschleunigte Ausführung von Zahlungsaufträgen“, erläutert Prof. Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des FPSB Deutschland. Doch die Entwicklung, in der sich die bislang eher geschlossene Finanzwelt unaufhaltsam zu einem offenen, kundenzentrierten Ökosystem entwickelt, sei damit noch nicht vorbei.

Mit Open Finance gehe es nun noch einen Schritt weiter. Durch entsprechende Schnittstellen wird es künftig auch möglich sein, sämtliche Daten der Finanzindustrie über den reinen Zahlungsverkehr hinaus wie Depotdaten oder Daten zu Versicherungen auszutauschen, wie es die Wertpapieraufsicht BaFin beschreibt. Zwar wurde die entsprechende EU-Richtlinie, die Financial Data Access Regulation (FIDA), zuletzt gestoppt, da es laut Medienberichten Widerstand aus der Banken- und Versicherungsbranche gegeben haben soll, dennoch bleibt Open Finance weiter auf der Agenda der EU-Kommission.

Erstmals Überblick über die gesamten Finanzen

„Das ist begrüßenswert“, urteilt Tilmes. „Durch die Öffnung des Finanzsystems entsteht mehr Wettbewerb in der Finanzindustrie, was wiederum die Innovationstätigkeit fördern dürfte.“ Damit könnten, wie es beispielsweise die BaFin erwartet, neue und möglicherweise bessere Produkte, die stärker auf den persönlichen Bedarf der Kundinnen und Kunden zugeschnitten sind, auf den Markt kommen. Gleichzeitig soll sich damit der Zugang zu Finanzprodukten für alle Kundengruppen verbessern. Es sind sogar Kostensenkungen auf Seiten der Finanzindustrie denkbar, die an die Kunden weitergegeben werden könnten.

Aber die Vorteile für die Kunden gehen noch darüber hinaus. „Schließlich bietet Open Finance jedem künftig die Möglichkeit, sich auf einfache Art und Weise einen umfassenden kompletten Überblick über die eigene finanzielle Situation zu verschaffen“, so Tilmes. Das könne beispielsweise so aussehen: Man kann künftig über eine einzige Plattform oder eine einzelne mobile App Überblick über alle seine Konten, die man bei verschiedenen Banken oder sonstigen Finanzinstituten hat, bekommen und verwalten. „Insgesamt haben Kunden so mehr Auswahl, mehr Transparenz und eine bessere Kontrolle über ihre eigenen Finanzdaten und Finanzdienstleistungen, die sie in Anspruch genommen haben“, folgert Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch Academic Director Finance, Wealth Management & Sustainability Management an der EBS Executive School in Oestrich-Winkel ist.

Damit wird der Austausch von Finanzdaten einfacher und kundengerechter, womit der Wettbewerbsvorteil von Anbietern entfällt, die Kundendaten horten. Vor allem Banken und Sparkassen müssen sich auf diese schöne neue Finanzwelt einstellen. „Dabei könnten aber gerade qualitativ hochwertige und ganzheitliche Berater davon profitieren, da diese sich die notwendigen Daten für eine zielgerichtete Beratung mit dem Einverständnis des Kunden nun einfacher beschaffen können, um ihre Mandanten vollumfänglich beraten zu können“, folgert Tilmes weiter.

Grundlage für eine professionelle Finanzplanung

Das gelte beispielsweise für Certified Financial Planner®-Professionals, also die vom FPSB zertifizierten Finanzplaner. „Sie haben – im Gegensatz zu sonstigen Anlage- und Finanzberatern – nicht den verkürzten Blick auf die reine Geldanlage, sondern vielmehr auf die gesamte finanzielle Situation des Kunden“, erklärt Tilmes. Eine solche ganzheitliche Beratung, die zudem auf die individuelle Situation des Kunden zugeschnitten ist, hat erhebliche Vorteile, da es keine Beratung von der Stange ist, sondern der Kunde im Mittelpunkt steht. Zusammen mit Open Finance bietet das Kunden die Chance, sich um eine Finanzplanung zu kümmern, denn ein offenes Finanzsystem, in dem der Austausch sämtlicher Daten möglich ist, sofern der Kunde das wünscht, bietet eine klar verbesserte Grundlage, um die für seine spezifischen Anforderungen besten Lösungsvorschläge für seine eigene finanzielle Vorsorge zu bekommen.