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Die Top Ten der ETF – gefragt, aber auch geeignet?

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14. März 2025

Die Top Ten der ETF – gefragt, aber auch geeignet?

Der Trend zur Anlage in Exchange Traded Funds hielt auch 2024 an. Eine Auswertung zeigt, welches dabei die beliebtesten Produkte waren. Doch welche davon lohnen sich wirklich für Anleger?

25 Jahre, so alt werden Exchange Traded Funds (ETF) in diesem Jahr hierzulande. Am 11. April 2000 wurde der erste ETF in Deutschland an der Börse gehandelt – es war der Startschuss für einen wahrhaften Siegeszug. Groben Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland inzwischen weit mehr als 2.000 ETF, in denen nach Angaben von Statista rund 190 Milliarden Euro angelegt sind.

Dabei setzten die ETF ihren Siegeszug auch im vergangenen Jahr fort. Laut Morningstar vermeldeten sie europaweit Rekordzuflüsse von 247 Milliarden Euro. Wohin das Kapital hierzulande geflossen ist, hat die Direktbank ING im Auftrag der FAZ recherchiert. Dabei dominiert ein Index die Liste der beliebtesten ETF sehr deutlich: nämlich der Weltaktienindex MSCI World, den sieben der Top 10 ETF in irgendeiner Form abbilden. Dazu kommen je ein ETF auf den FTSE All World und auf den S&P 500 sowie ein Geldmarkt-ETF.

Genauerer Blick auf die Zusammensetzung

„Damit haben Anleger zunächst eine gute Wahl getroffen“, urteilt Franz Kaim von der Kidron Vermögensverwaltung GmbH in Stuttgart. „Der MSCI World ist ein breit aufgestellter Index, der die wichtigsten Anlagethemen beinhaltet, und er eignet sich gerade für Neueinsteiger.“

Dennoch lohnt sich ein genauerer Blick auf den Index selbst. „Anleger müssen bedenken, dass sie mit dem MSCI World fast ausschließlich in die Industrienationen investieren und zu knapp 74 Prozent in die USA, während die Schwellenländer oder Nebenwerte fehlen“, so Anton Vetter von der BV & P Vermögen AG in Kempten. Dazu kommt, dass die zehn größten Unternehmen beim MSCI World, wozu die führenden Technologiekonzerne gehören, auf mehr als ein Viertel der Marktkapitalisierung kommen. Im US-Aktienindex S&P 500 sind es sogar rund ein Drittel.

Konzentration schadet bei Rückschlägen

Zwar entwickeln sich die großen Tech-Konzerne operativ sehr gut. „Kommt es aber zu Enttäuschungen, dann kann diese erhebliche Konzentration zu deutlichen Kursrückgängen führen“, warnt Vetter. Eine im Vergleich dazu etwas breitere Streuung bietet übrigens der FTSE All World. Dort machen US-Aktien nur rund 65 Prozent aus und er enthält auch taiwanesische oder chinesische Werte.

Ebenfalls in der Liste befindet sich auch ein Swap-basierter ETF auf den MSCI World. Solche Produkte bilden die Wertentwicklung des Index über Tauschgeschäfte ab. „Sie müssen also nicht die tatsächlichen Werte des Index beinhalten“, erklärt Vetter. „Swap-basierte ETF sind zwar oft ein paar Basispunkte günstiger, aber wenn man die Aktien aus einem Index physisch haben möchte, eignet sich eher die replizierende Variante.“

Extreme Übergewichtung der USA

Ohnehin sollten sich Anleger vor dem Kauf eines ETF das Produkt und den Index genau ansehen. „Man sollte schließlich wissen, worin man investiert“, so Kaim. „Dazu würde ich darauf achten, wie nahe die Wertentwicklung eines ETF an seinem Index ist, und die Kosten vergleichen.“

Allein auf den MSCI World zu setzen, hält Anton Vetter zwar für den richtigen Weg für Einsteiger. „In den vergangenen Jahren war es auch kein Fehler, den MSCI World zu kaufen“, sagt er. „Es gibt aber auch gute Gründe, von dessen Zusammensetzung abzuweichen.“

Dazu zählt seiner Ansicht nach die extreme Übergewichtung in US-Aktien, im Bereich Technologie und in Fremdwährungen, vor allem im US-Dollar. „Statt dessen sollte man sich vor einer Anlage über eine geeignete Länderallokation Gedanken machen und dieser folgend dann weltweit investieren und womöglich auch Nebenwerte berücksichtigen“, so Vetter.

Portfolio Marke Eigenbau

Eine solche Asset Allocation ist mit ETF gut darstellbar. „Man könnte beispielsweise als Kernanlage auf den S&P 500 und den europäischen Stoxx 600 setzen, um die wichtigsten Märkte abzubilden“, erklärt Kaim. Darum herum können sich dann Satelliten-Investments in Nebenwerte, auf asiatische Aktien oder bestimmte Branchen oder Themen eignen. Der Vorteil: „Anleger können sich so eine eigene Asset Allocation aufbauen, die besser zur persönlichen Meinung passt und man kann dann in einem Markt auch mal Gewinne mitnehmen und diese in einen anderen Markt reinvestieren, wo man mehr Potenzial sieht“, fasst Kaim zusammen. Mit anderen Worten: Wer nicht nur in den MSCI World investiert, hat auch die Möglichkeit, sein Portfolio zu steuern, was allein mit einem Investment in den MSCI World schwer möglich ist.