Für Anleger kann es attraktiv sein, sich selbst ein Portfolio aus Dividendenaktien zusammenzustellen. Worauf es bei der Auswahl von Dividendentiteln ankommt, erläutert Dyrk Vieten von der Ficon Vermögensmanagement GmbH.
Einige Dax-Titel wie die Automobilkonzerne bieten eine hohe Dividendenrendite. Sollten Anleger investieren?
Das sieht in der Tat auf den ersten Blick sehr attraktiv aus. Allerdings sind diese Renditen mit hohen Risiken verbunden. Zum einen steht die Automobilindustrie heute aufgrund der Elektromobilität und der Digitalisierung vor einem massiven Strukturwandel, wobei Investitionen in neue Technologien die Gewinnmargen belasten. Zum anderen ist die Autobranche stark konjunkturabhängig. Geht es wirtschaftlich bergab, dann bricht oft der Umsatz ein und das kann zu Dividendenkürzungen führen.
Woher kommen die hohen Dividendenrenditen der Autobauer dann?
Einerseits haben sich deren Aktienkurse zuletzt nicht gut entwickelt. Andererseits sind die Jahre 2021 bis 2023 für die Automobilbranche sehr gut gelaufen und die Unternehmen haben in dieser Zeit hohe Gewinne erwirtschaftet. Die Frage ist aber, ob diese hohen Ausschüttungen nachhaltig sind oder ob sie in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten dann gekürzt werden.
Eine hohe Dividendenrendite allein recht also nicht als Kriterium bei der Aktienauswahl…
Nein, auf keinen Fall. Eine hohe Dividendenrendite kann sogar ein Warnsignal sein, wenn sie zum Beispiel aus einem fallenden Aktienkurs resultiert. Tatsächlich sind Unternehmen mit ungewöhnlich hohen Ausschüttungen oft zugleich finanziell angeschlagen oder operieren in stagnierenden Branchen. Das wird auch als Dividendenfalle bezeichnet.
Payout Ratio eignet sich besser
Woran sollten sich Anleger besser orientieren?
Sehr viel wichtiger ist die Ausschüttungsquote, die sogenannte Payout Ratio. Grob kann man sagen, dass eine sehr hohe Payout Ratio, die bei über 80 Prozent des Gewinns liegt, bedeutet, dass das Unternehmen Schwierigkeiten hat, seine Dividende langfristig zu halten. Sie sollte eher niedriger sein, am besten bei unter 50 Prozent. Weitere wichtige Kriterien, die Investoren berücksichtigen sollten, sind das Dividendenwachstum, der Cashflow oder die Verschuldung.
Als besonders gute Beispiele für Dividendentitel werden Dividendenaristokraten genannt. Was verbirgt sich dahinter?
Dividendenaristokraten sind Unternehmen, die ihre Dividende über mindestens 25 Jahre hinweg kontinuierlich erhöht haben. Sie zeichnen sich durch stabile Geschäftsmodelle, eine starke Marktstellung und eine langfristig orientierte Unternehmensführung aus. Anleger schätzen sie wegen ihrer Berechenbarkeit und Widerstandsfähigkeit in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Studien zeigen, dass Dividendenaristokraten historisch eine überdurchschnittliche Wertentwicklung bei gleichzeitig geringerer Volatilität aufweisen.