„Der Staat ist nicht die Lösung für unser Problem, der Staat ist das Problem.“ Klingt nach Trump und Musk, stammt aber aus der Antrittsrede von Ronald Reagan vom 20. Januar 1981.
Reagan war zwar Schauspieler, hatte aber politische Erfahrung als Gouverneur von Kalifornien von 1967 bis 1974 und war bereits Präsidentschaftskandidat im Jahr 1976. Die Präsidentschaftswahlen 1980 und 1984 gewann er jeweils klar. Damals gab es kein Internet und keine sozialen Medien, allerdings nutzte Reagan seine Popularität, galt als Patriot in der US-Politik und war bei jungen Wählern beliebt.

Auch Reagan schwächte diverse Behörden und beförderte damit die Deregulierung, ähnlich wie zeitgleich Margret Thatcher in Großbritannien (1979-1990). Das war es dann aber schon mit Analogien aus der Vergangenheit. Reagan wählte den eher klassischen Weg durch Ausgabenkürzungen. Das führt dann regelmäßig auch zu Personalabbau in der Verwaltung, dauert aber länger und die Behörden entscheiden selbst, von welchen Mitarbeitern man sich trennt. Außerdem bemühte sich Reagan, politische Gegner zu überzeugen und blieb stets höflich.
Bei der aktuellen US-Regierung wirkt vieles erratisch, unorganisiert, aggressiv und oft dysfunktional. Internationale Bündnisse werden in Frage gestellt oder gekappt, politische Gegner provoziert, frühere Partner täglich via Internet unter Stress gesetzt und auch mal beleidigt. Gerne wird dabei mit einer Selbstverständlichkeit über Dinge „verhandelt“, die einem nicht gehören, wie beispielsweise Grönland, der Panama-Kanal oder die Ukraine.
Bleiben die US-Staatsanleihen ein sicherer Hafen?
Weltwährung US-Dollar. Noch ist der US-Dollar die Weltwährung, US-Staatsanleihen gelten als sicherer, liquider Hafen. Gerade in Krisenzeiten sind US-Staatsanleihen sehr gefragt, relevante Güter und Rohstoffe werden in US-Dollar bezahlt. Kurz nach der letzten Zinssenkung der Fed stiegen die Staatsanleihen-Renditen aber weiter an. Auch die Renditeaufschläge zu vergleichbaren europäischen Papieren erhöhten sich. Das kann auch als Zeichen von Skepsis gewertet werden. Die expansive Politik der neuen US-Regierung könnte den Haushalt stärker belasten.
Umstrukturierung in den Depots? Daher stellt sich die Frage nach der Verlässlichkeit der USA, sowohl auf der Ebene der Assets als auch auf der Währungsebene, was dazu führt, dass zunehmend nationaler gedacht wird oder andere Bündnisse gestärkt werden. Der ein oder andere Staat prüft, ob eine Ausrichtung zu den BRICS-Staaten oder direkt nach China eine bessere Option darstellt. Internationale Notenbanken strukturieren auch ihr Anleiheportfolio in Teilen um. Dabei sind deutsche und französische Staatsanleihen aber auch Rententitel aus kleineren Währungsräumen wie Australien und Neuseeland gefragt.
Staatliche Fonds setzten auf US-Aktien
Große bekannte Investoren, wie der norwegische Staatsfonds, sind beispielsweise „nur“ mit ca. 40 Prozent des Gesamtvermögens in US-Aktien investiert. Inklusive Anleihen und Immobilien liegt das US-Engagement bei ca. 50 Prozent. Beim deutschen KENFO-Fonds für die kerntechnische Entsorgung liegen die Quoten deutlich unter 50 Prozent. Beide erzielen damit ordentliche Renditen, verfolgen aber natürlich andere Ziele als ein durchschnittlicher Privatanleger. Trotzdem ist es für Privatanleger legitim zu prüfen, ob Depotstrukturen mit hohem US-Anteil angepasst werden müssen.
Weiterhin auf qualitative Ansätze achten. Trotz schwer zu ertragender täglicher Rhetorik, die nicht nachlassen wird, da es sich bei „sozialen Medien“ um das kostengünstigste Instrument mit höchster Reichweite handelt, muss man versuchen, die Emotionen zu unterdrücken, und einen Großteil der täglichen „Wasserstandsmeldungen“ ignorieren. Der Fokus sollte auf der Qualität der Investments liegen, die zur Erfüllung der persönlichen Ziele und Wünsche passen. Auch die grundsätzliche Asset-Allokation aus Aktien, Anleihen, Liquidität und gegebenenfalls Rohstoffen muss danach ausgerichtet werden.
Vorhandene Investmentvehikel reichen aus.
In Deutschland werden derzeit ca. 7.000 aktive Aktien-, Renten- und Mischfonds angeboten. Zusätzlich sind ca. 2.300 passive Investmentfonds (ETF) investierbar. Dazu kommen noch Aktien, Anleihen und ca. eine Million Zertifikate. Verfügt man bereits über einen Vermögensstock, findet man also mehr als genügend bewährte Anlageinstrumente am Markt, um ein Portfolio vernünftig auszurichten. Es gibt zwar immer wieder neue Finanzprodukte, insbesondere zu aktuellen Themen, für das Kernportfolio sind diese Produkte aber meist nicht relevant. Abgesehen davon integrieren bestehende Investmentfonds regelmäßig auch neue Ideen, wenn die fundamentalen Daten stimmen.
Aktive Fonds mit unterschiedlichen Investmentansätzen wählen. Insbesondere bei aktiven Investmentansätzen wird trotz unterschiedlicher Philosophien großer Wert auf die Qualität und die Selektion der eingesetzten Portfoliobausteine gelegt. Bewährte vermögensverwaltende Strategien wie ACATIS Value Event, Flossbach von Storch Multiple Opportunities und Carmignac Patrimoine setzen die meiste Zeit auf ein Übergewicht bei internationalen Aktien, haben aber unterschiedliche Anlage-Philosophien und Auswahlstrategien. Während Flossbach von Storch Gold beimischt, findet die „Absicherung“ bei ACATIS durch zeitweise höhere Liquidität und bei Carmignac durch größere Anleiheinvestitionen oder gezielte Währungsallokation statt.
Gemischte Portfolios als Ergänzung
Ergänzen kann man diese drei Produkte mit Mischfonds, die eine Aktienobergrenze haben. Sehr bekannte Fonds sind hier DJE-Zins und Dividende und Siemens Balanced. Die Fonds enthalten maximal 50 Prozent bzw. 49 Prozent internationale Aktien. Andere Strategien, wie der Ethna-Aktiv-Fonds, der derzeit ein Übergewicht in Staats- und Unternehmensanleihen hält, und auch unsere hauseigene, sehr breit aufgestellte, vermögensverwaltende Strategie P&K-Balance, bei der auch Absicherungen über Derivate stattfinden, runden das Portfolio ab. Die genannten Strategien sind zwischen 1989 und 2014 aufgelegt worden, haben also schon einigen Stress aushalten müssen.
Das Anleihesegment kann man noch mit Laufzeit-Rentenfonds der französischen Adressen ANAXIS, Carmignac und ODDO ergänzen, bei denen man aktuelle Renditen über fünf Prozent p. a. erhalten kann. Mit ca. zehn Fonds erhält man dann ein recht resilientes Portfolio, dass man nicht ständig umschichten muss. Wem hier der Asienanteil zu niedrig ist, der findet bei Investmentgesellschaften wie HSBC, Franklin Templeton oder Fidelity genügend Expertise.
Zwischenzeitliche Kursverluste sind unausweichlich
Schwankungen bleiben, müssen aber ausgehalten werden. Zur Wahrheit gehört allerdings, dass auch ein solches Portfolio 2022 natürlich eine Abwärtsbewegung im unteren zweistelligen Prozentbereich ertragen musste. Für Anleger, die erst ein Jahr vorher eingestiegen sind, ist das oft frustrierend, insbesondere wenn vorher noch keine Anlageerfahrungen mit Wertpapieren gemacht wurden.
Da die Marktschwäche zudem noch von der Zinsseite herrührte, gerieten nicht nur Aktien, sondern auch eigentlich sichere Anleihen unter Druck. Die guten Börsenjahre 2023 und 2024 sorgten bei der aufgeführten beispielhaften Struktur dann wieder für eine Erholung, insbesondere, weil die Inflation und damit auch die Geld- und Kapitalmarktzinsen wieder fielen. Für Privatanleger, die erst seit 2021 dabei sind, bleibt gegebenenfalls zunächst trotzdem die Ernüchterung, dass man nach drei Jahren mit einer schwarzen Null oder nur einer leicht positiven Rendite dasteht. Man benötigt also regelmäßig Geduld, eine gewisse „Unaufgeregtheit“ und einen längeren Anlagehorizont.
Kein Abbruch von Sparplänen
Weniger Handlungsbedarf in der Aufbauphase. Jüngere Anleger, die erst ein Vermögen aufbauen wollen, haben den Zeitfaktor auf ihrer Seite. Hier sollte ein möglichst regelmäßiger Vermögensaufbau mit internationalen Aktienfonds stattfinden. In Schwächephasen sollten solche Sparpläne grundsätzlich nicht ausgesetzt oder reduziert werden. Im Gegenteil, wenn möglich sollten zwischenzeitliche Erhöhungen der Sparrate stattfinden, sofern es finanziell möglich ist.
Fazit: In der Vergangenheit waren Anleger im Vorteil, die sich auf amerikanische Investments fokussierten. Auch die immer wieder kritisierte extreme Übergewichtung, insbesondere der „Magnificent Seven“, über passive Indexpapiere auf den S&P 500, den Nasdaq oder MSCI-World führte zu überproportional positiven Ergebnissen. Viele Anleger haben diese Entwicklung unwissentlich über kapitalmarktgewichtete Indices, wie den MSCI-World mitgenommen und nicht wahrgenommen, wie stark die Übergewichtungen waren und welche Risiken daraus entstehen können. Jetzt sollte geprüft werden, ob man die Grundausrichtung des Depots anpasst und die Gewichtung europäischer und asiatischer Anteile etwas erhöht, dabei sollte auch das Anleihesegment nicht vergessen werden.
Gastautor Andreas Görler ist Senior Wealth Manager und zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH in Berlin.