Der technologische Wandel durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) hat tiefgreifende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt – vor allem für hochqualifizierte Berufsgruppen.
Eine Analyse aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, wie sich technologischer Wandel in Zeiten von KI und Digitalisierung auf Beschäftigte, Berufe und auf den Arbeitsmarkt auswirkt. Zudem verdeutlicht die Kurzstudie, wie hoch das Substituierbarkeitspotenzial von Berufen ist. Damit ist gemeint, in welchem Ausmaß berufliche Tätigkeiten durch Computer, computergesteuerte Maschinen oder generative Künstliche Intelligenz (KI) erledigt werden können.
Dabei haben die Arbeitsmarkt-Experten herausgefunden, dass insbesondere in den IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen das Substituierbarkeitspotenzial hoch ist. Das gilt noch etwas stärker für Fertigungsberufe. Dennoch ist der Anteil ersetzbarer Tätigkeiten bei den Helfer- und Fachkraftberufen nach wie vor am höchsten. Hingegen verzeichnen Expertenberufe den stärksten Anstieg an Substituierbarkeit in den letzten Jahren. Je höher die erreichte Qualifizierungsstufe, desto stärker ist das Substituierbarkeitspotenzial in der Vergangenheit gewachsen.
Rolle generativer KI: bedeutend, aber noch unklar
Seit 2019 haben insbesondere generative KI-Technologien neue Möglichkeiten eröffnet. Generative KI kann – kurz gesagt – Neues erschaffen. Das heißt, KI kann beispielsweise neue Ideen und Inhalte produzieren oder neuartige Prozesse auslösen beziehungsweise steuern. Diese Entwicklungen reichen von der Automatisierung des Programmierens bis hin zur Erstellung von Texten, Geschichten oder sogar Bildern, Videos und Musik. Allerdings ist derzeit nicht abzusehen, welche künftigen oder schnellen Entwicklungssprünge mit KI tatsächlich machbar sind. Aktuell gibt es laut Studie noch keine Berufe, die vollständig durch KI ersetzt werden könnten. Dennoch sprechen Experten bereits von einem Paradigmenwechsel in der sozio-ökonomischen Welt.
Neue Berufe entstehen
Laut der IAB-Analyse ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berufen mit hohem Substituierbarkeitspotenzial von 34 Prozent im Jahr 2019 auf 38 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. Gleichzeitig haben die Autoren mehr als 280 neue Berufe identifiziert, die auf die Implementierung und Nutzung von KI in verschiedenen Bereichen abzielen. Doch dafür ist in der Regel ausgeprägtes Fachwissen vonnöten. Deshalb wird die Expertise ausgewiesener KI-Experten weltweit extrem nachgefragt und auf höchstem Niveau auch entsprechend lukrativ vergütet.
Während einige Berufe an Bedeutung verlieren oder sogar verschwinden, entstehen neue Tätigkeitsfelder und Anforderungen. Technologischer Wandel führt dazu, dass herkömmliche Aufgaben nicht mehr zu den Kernaktivitäten eines Berufes zählen. Gleichzeitig kommen mit der Digitalisierung verknüpfte Tätigkeiten hinzu. Die Schaffung neuer Berufe und die Veränderung bestehender Tätigkeitsprofile erfordern jedoch eine kontinuierliche Anpassung der Qualifikationen der Arbeitskräfte. Außerdem vollzieht sich technologischer Wandel regional sehr unterschiedlich. Das IAB hat entsprechende Daten für die einzelnen Bundesländer ermittelt und grafisch hier aufbereitet.
Ein Blick in die Zukunft
Die Studie des IAB verdeutlicht einerseits, dass Substituierbarkeitspotenziale unterschiedlich hoch sind. Andererseits werden sie (noch) nicht vollständig ausgeschöpft. Zudem wird nach wie vor der Wert menschlicher Arbeit hochgeschätzt. Dennoch stellt sich die Frage, wie sich die zunehmende Automatisierung langfristig auf den Arbeitsmarkt auswirken wird und inwieweit neue Technologien dazu beitragen, Fachkräfteengpässe zu mildern.