Börsen-Guide für Anfänger

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22. Oktober 2024

Börsen-Guide für Anfänger

Endlich an der Börse investieren? Viele Börsenneulinge gehen euphorisch an diese Herausforderung heran. Anfänger und Börse: das hört sich nach gerade volljährig und erstem angesparten Geld an.

Der Begriff Anfänger kann allerdings viel weiter gefasst sein. Dazu gehören auch der Unternehmer, der seine Altersvorsorge aufbaut, oder eine Angestellte, die hofft, einen Lebenstraum vorzeitiger umsetzen zu können. Trotz aller Unterschiede bestehen Prinzipien, die beachtet werden sollten – auch von Fortgeschrittenen und Profis.

Aktien in der Altersvorsorge

Wie viel Kapital ist verfügbar und welcher Anlagehorizont wird angestrebt? Sind größere Ausgaben in der Zukunft zu erwarten? Liegt ein regelmäßiges Einkommen vor? Umfasst der Anlagehorizont mehrere Jahre bis zur Rente oder geht es nur darum, das Geld auf unbestimmte Zeit zu parken? Wer sich über seine eigene finanzielle Situation im Klaren ist sowie über die Ziele der Börseninvestition und die damit verbundenen Risiken, die eingegangen werden können, verfügt über die notwendigen Voraussetzungen.

Ausgangspunkt sollte ein diversifiziertes Portfolio sein, das sich über mehrere Asset-Klassen, Branchen und Länder erstreckt. Eine der ersten Lektionen für Anfänger sollte sein, dass die Börse ein kompetitiver Ort ist, an dem es nichts geschenkt gibt – mit Ausnahme des Diversifikationseffektes. Die Aufteilung auf mehrere Positionen verhindert keine Wertverluste, vermindert sie aber zumindest und bietet einen Schutz vor dem Verlust bei einem Einzeltitel. Bei wenig Kapital ist ein Fonds, der eine breite Diversifikation bei niedrigen Kosten aufweist, ein erster Ansatzpunkt.

Basiscamp für weitere Expeditionen

Ein Anfänger, der bereits etwas kreativer ist, kann ein Portfolio aus verschiedenen Exchange Traded Funds (ETF) zusammenbauen und sich dabei an einem solchen Fonds oder Marktindizes orientieren. Egal ob Einmalanlage oder Sparplan, dieser Einstieg ist ein solides Basiscamp für weitere Expeditionen. Später folgen dann Einzeltitel als Ergänzung. Das diversifizierte Portfolio schützt in schwachen Börsenphasen und durch ein selbst ausgewähltes Investment steigt die Identifikation mit dem Portfolio. Die Bereitschaft, sich beständig über die Marktentwicklung zu informieren, bleibt erhöht. Exotische Produkte wie Derivate sind dafür nicht notwendig. Verständlichkeit schlägt die Rendite(-erwartung). Ein guter erster Ansprechpartner für ein Wertpapierdepot ist die eigene Hausbank, was die Abwicklung vereinfacht. Alternative Broker kommen in Betracht, nachdem sich das eigene Investmentverhalten eingespielt hat.

Der erste Schritt ist der schwierigste

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Einstieg? Wer sich über seine eigene finanzielle Situation im Klaren ist und mit einem diversifizierten Portfolio beginnt, liegt immer richtig. Selbst Profi-Anleger verfügen nicht über die Fähigkeit, die Kursentwicklung vorherzusehen. Abzuwarten, bis der nächste Crash kommt, kann Jahre dauern, und dann ist die Unsicherheit besonders groß. Wer Angst hat, in einer zu heißen Marktphase einzusteigen, kann einen Teil seines Einstiegskapitals investieren und zu einem späteren Zeitpunkt nachlegen. Die eigenen Erwartungen sollten regelmäßig mit dem aktuellen Stand abgeglichen werden, ein Investment-Tagebuch, indem die eigenen Investments und Alternativen gegenüber einem breiten Marktindex abgeglichen werden, ist eine Möglichkeit.

Fazit: An der Börse einzusteigen, ist grundsätzlich die richtige Entscheidung. Wichtig ist, sich der eigenen finanziellen Situation, der Zielsetzung und des Anlagehorizonts bewusst zu sein. Wie bei allen Entscheidungen im Leben gilt: Der erste Schritt ist der schwierigste und zugleich der wichtigste.


Gastautor Kai Heinrich ist Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG in Frankfurt am Main. Mehr von ihm und weiteren Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.