Die Politik wirft ihre Schatten voraus

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21. Januar 2025

Die Politik wirft ihre Schatten voraus

Die Börse könnte 2025 besonders stark unter politischem Einfluss stehen. Die Regierungskarten in Deutschland, aber auch in Frankreich, Österreich und anderen EU-Staaten werden neu gemischt. Außerdem sind alle Augen auf den Amtsbeginn des neuen US-Präsidenten gerichtet.

Europa startet in das neue Jahr mit allerhand Problemen in Politik und Wirtschaft. Deutschland steckt das zweite Jahr in einer Abschwungphase und macht es somit auch dem Rest Europas schwer, Wachstumsdynamik zu entwickeln. Die Demokratie und europäischen Werte stehen auf dem alten Kontinent von vielen Seiten unter Beschuss – zukünftig wohl auch aus dem Weißen Haus.

Der neue US-Präsident hingegen übernimmt eine robust wachsende Wirtschaft in den USA. Die Inflation liegt zwar nach wie vor über dem Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank Fed, jedoch deutlich unter den Höchstständen von 2022. Das US-Haushaltsdefizit ist indessen auf ein hohes Niveau gestiegen und dürfte bis Ende 2024 auf sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geklettert sein – das höchste Niveau, das jemals in Friedenszeiten und außerhalb einer Rezession erreicht wurde. Obwohl die Kosten für den Schuldendienst mittlerweile mehr als zwei Prozent des BIP pro Jahr ausmachen, gab es im amerikanischen Wahlkampf keinerlei Anzeichen dafür, dass der Senkung des Defizits Priorität eingeräumt wird. Eine Reduzierung ist daher unwahrscheinlich.

Gefahr droht durch Trumps Zölle

Dennoch spielt die Musik in Sachen Wirtschaftswachstum in den USA. Für zusätzlichen Rückenwind könnten potenzielle weitere Steuersenkungen für Unternehmen und eine geldpolitische Lockerung durch die Fed sorgen. Gefahr droht nur von den von Trump favorisierten Handelszöllen, die positive Wachstumseffekte wieder aufzehren könnten. Mit Blick auf die Inflation könnte die Erhöhung bestehender und/oder die Einführung zusätzlicher Einfuhrzölle einen vorübergehenden Preisschock auslösen, dessen Ausmaß davon abhängt, ob die Unternehmen in der Lage wären, die höheren Kosten an die Verbraucher weiterzugeben. Ein weiterer Bremsfaktor könnte die Ankündigung Trumps werden, die Einwanderungspolitik zu verschärfen. Eine solche Verschärfung könnte einen negativen Schock für das Angebot an Arbeitskräften auslösen, der die US-Arbeitsmärkte verknappt. Ein solches Szenario würde die Preisentwicklung vermutlich sogar nachhaltiger beeinflussen als die Einführung höherer Einfuhrzölle. Insgesamt könnte daher das Zinsniveau eher wieder ansteigen, als weiter fallen.

Interessanterweise beginnt am 29. Januar das chinesische Jahr der Holz-Schlange. Die Schlange gilt in China als Symbol der Weisheit und des Glücks. In Kombination mit dem Element Holz wird diese Bedeutung noch verstärkt und bringt reichlich positive Tendenzen für das neue Jahr 2025. Man darf gespannt sein, wie sich das mit dem Aktionismus des US-Präsidenten verträgt.


Gastautor Dr. Marc-Oliver Lux ist Vermögensverwalter bei der Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München.