Das Jahr 2023 könnte als Wendepunkt bei den Erwerbsminderungsrenten in Deutschland gelten. Signifikante Zuwächse bei der Rentenhöhe bewirken eine Anpassung an inflationäre Entwicklungen und spiegeln zugleich vorangegangene Reformen wider.
In den zurückliegenden zehn Jahren haben sich die durchschnittlichen Zahlungen für Erwerbsminderungsrenten um 63 Prozent erhöht. Das berichtet das Infoportal der Deutschen Rentenversicherung (DRV), ihre-vorsorge.de, in einer aktuellen Mitteilung. Das Institut für Arbeit und Qualifikation an der Universität Duisburg/Essen hat zudem Entwicklungen zur Erwerbsminderungsrente grafisch aufbereitet.
Besonders bemerkenswert ist der Anstieg im Jahr 2023, in dem die durchschnittliche Höhe der neu bewilligten Erwerbsminderungsrenten einen Rekord von 1.001 Euro erreichte. Dies entspricht einem Anstieg von 51 Euro oder 5,4 Prozent im Vergleich zu 2022. Diese Entwicklung unterstreicht die anhaltende Dynamik in diesem Segment der sozialen Sicherungssysteme.
Im Jahr 2023 bildeten Menschen mit psychischen Erkrankungen die größte Gruppe unter den neuen Rentenbeziehern. Möglicherweise haben daran auch Langzeitwirkungen aus der Corona-Pandemie ihren Anteil. Danach folgen Krebspatienten, Personen mit neurologischen Erkrankungen oder orthopädischen Leiden. Die Rentenhöhe variiert erheblich je nach Art der Erkrankung. Krebs- oder Bluterkrankte erhielten im Durchschnitt 1.092 Euro, während Personen mit Suchterkrankungen durchschnittlich 817 Euro erhielten.
Längere Zurechnungszeiten erhöhten Anspruch
Das kontinuierlich steigende durchschnittliche Zugangsalter für Erwerbsminderungsrenten ist ein Indikator für demografische Verschiebungen innerhalb der Bevölkerung. Rechtliche Anpassungen, wie die Ausweitung der Zurechnungszeiten, haben ebenfalls eine Rolle gespielt. Sie erweitern die Versicherungszeit von der Feststellung der Erwerbsminderung bis zur Regelaltersgrenze. Das kommt insbesondere chronisch Kranken und Unfallopfern zu Gute.
Die aktuellen Entwicklungen bei den Erwerbsminderungsrenten deuten auf weiterhin notwendige Anpassungen im Rentensystem hin. Auch in einer sich wandelnden Arbeitswelt bleibt der Schutz für erwerbsgeminderte Personen ein wichtiges Instrument der sozialen Absicherung. Die dynamische Anpassung der Rentenpolitik könnte dazu beitragen, dass das System auch in Zukunft robust und reaktionsfähig bleibt.