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Aktienrente als Chance für die junge Generation

Die deutsche Gesellschaft altert. Die junge Generation muss deshalb mehr in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, während sie weniger von der Alterssicherung erwarten kann.

Darüber hinaus erschweren schwaches Wachstum und hohe Immobilienpreise jungen Menschen den Vermögensaufbau. Junge Menschen unter 30 Jahren sollten daher eine Alternative erhalten. Daher unser Vorschlag: Anstatt ihre Beiträge vollständig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen zu müssen, sollen sie die Hälfte in Aktien anlegen dürfen. Eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre würde die fehlenden Beiträge ausgleichen. So wäre eine Aktienrente für die junge Generation möglich.

Dabei sollen die unter 30-Jährigen die Wahl haben: Wer keine Aktienrente will, zahlt wie bisher ins Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung ein. Wer lieber in Aktien anlegt, kann über den internationalen Kapitalmarkt am Wachstum von Volkswirtschaften mit günstigerer Demografie, wie zum Beispiel den USA, partizipieren. Das Ersparte soll dem einzelnen Sparer persönlich zugeordnet werden. Dafür sind drei verschiedene Anlageformen denkbar.

Eigenregie. Grundsätzlich könnten die jungen Sparer selbst entscheiden, in welche Aktien sie investieren. Jeden Monat würden sie aufs Neue wählen, welche Aktien sie kaufen. Um zum Monatswechsel stets gute Entscheidungen zu treffen, braucht es jedoch viel Kompetenz und ausreichend Zeit für die Entscheidungen.

Fondssparpläne mit wenig Aufwand

Fondssparpläne bieten dagegen eine Möglichkeit, auch ohne großes Fachwissen und ohne großen Zeitaufwand ein Aktienportfolio aufzubauen. Durch die Wahl eines bestimmten Fonds entscheidet der Sparer einmalig, in welche Unternehmensgruppen, Wirtschaftssektoren oder Regionen er investieren möchte. Er muss nicht immer wieder neu entscheiden, wohin seine Beiträge fließen. Sofern der Sparer nichts ändert, wandern seine Beiträge jeden Monat in den bisher gewählten Fonds. Die Ersparnisse können im Rahmen eines privaten Depots gebildet werden. Hoher Wettbewerb unter den Fondsanbietern fördert die Produktvielfalt, schafft Transparenz und sorgt für niedrige Kosten.

Staatsfonds. Alternativ könnten die Ersparnisse in einen Staatsfonds fließen. Persönliche Anlageentscheidungen wären dann nicht nötig. Der Fonds würde von Profis mit entsprechendem Fachwissen verwaltet. Ähnlich zum KENFO, dem Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung, wacht ein von der Politik bestelltes Gremium über die Anlageentscheidungen der Manager.

Staatsfonds mit nachteiligen Nebenwirkungen

Dem Staatsfonds droht allerdings politischer Missbrauch. Beispielsweise könnte die Politik vorgeben, in welche Branchen oder Regionen investiert werden soll. Der japanische Government Pension Investment Fund muss auf Betreiben der Politik die Hälfte seines Vermögens in Japan anlegen. Ein hoch verschuldeter Staat könnte seinen Staatsfonds zum Ankauf von ausfallgefährdeten Staatsanleihen zwingen.

Zudem besteht in einem Staatsfonds möglicherweise eine implizite Beitragsgarantie. Bei Verlusten könnte sich die Politik eventuell gezwungen sehen, diese auf Kosten der Steuerzahler auszugleichen. Das würde den Wettbewerb auf Kosten privater Anbieter verzerren. Um dieses Risiko zu reduzieren, könnte der Fondsmanager zu einer defensiven Anlagestrategie mit geringer Profitabilität verpflichtet werden.

Private Kapitalverwalter. Wer nicht selbst anlegen will und dem Staat misstraut, für den können private Kapitalverwalter das Angesparte investieren. Diese identifizieren mit der nötigen Fachkenntnis besonders renditeträchtige Anlagewerte und können die Portfolien der jungen Sparer an deren individuelle Bedürfnisse anpassen.

Ausreichend Wahlfreiheiten

Versicherungen, Pensionsfonds und Vermögensverwalter konkurrieren bereits heute mit verschiedenen Produkten. Aktives Fondsmanagement mit unterschiedlichen Risikoklassen wird ebenso angeboten wie mit Eintritt ins Rentenalter beginnende, lebenslange Rentenzahlungen mit garantierter Mindesthöhe. Wie bei den Fondssparplänen sorgt der Wettbewerb für Vielfalt, Transparenz und eine Begrenzung der Gebühren. Aufgrund der größeren Produktkomplexität können die Kosten allerdings höher ausfallen als bei Fondssparplänen.

Implikationen für den Kapitalmarkt und die Gesellschaft. Die jungen Menschen in Deutschland brauchen eine Ergänzung zur gesetzlichen Rentenversicherung. Um akzeptiert zu werden, muss die Aktienrente freiwillig sein und ihre Kapitalanlage ausreichend Wahlfreiheit bieten. Da die gesetzliche Rentenversicherung immer mehr in Schieflage gerät, werden sich mehr und mehr junge Menschen für Aktienrenten entscheiden.

Mehr Eigenverantwortung und Finanzbildung

Deutschland besitzt einen gut entwickelten Kapitalmarkt. In diesem ist eine private Aktienrente für die junge Generation durch private Anbieter, die im Wettbewerb zueinander stehen, leicht umsetzbar. Der Staat sollte sich auf die Sicherung des Wettbewerbs und die Finanzmarktaufsicht konzentrieren.

Unsere Gesellschaft braucht nur den Mut, der jungen Generation eine Aktienrente anzubieten. Wir sollten darauf vertrauen, dass junge Menschen dieses Angebot sinnvoll nutzen. Die Eigenverantwortung in der Altersvorsorge würde an Bedeutung gewinnen und es würde ein Anreiz für mehr ökonomische Bildung entstehen.


Sven Ebert (links) ist Senior Research Analyst am Flossbach von Storch Research Institute.
Gunther Schnabl (rechts) ist Senior Advisor des Flossbach von Storch Research Institute und Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Leipzig