Gold wird in der kommenden Zeit weiter Rückenwind haben

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22. Januar 2025

Gold wird in der kommenden Zeit weiter Rückenwind haben

Vermögensverwalter Joachim Rädler von steinbeis & häcker in München wagt eine Prognose, wie es mit dem Edelmetall in nächster Zeit weitergehen könnte.

Entgegen einer weitverbreiteten Meinung ist Gold nicht „das Krisenmetall“ und reagiert auch nicht immer automatisch auf eine anziehende Inflation. Entscheidend ist vielmehr die Entwicklung der Geldmengen, aber auch die Richtung, in der sich die Realzinsen – die Differenz von Nominalzinsen und Inflationsrate – entwickeln. Wie sehen Sie vor diesem Hintergrund die Aussichten für Gold?

Ich denke, Gold-Anleger werden in der nächsten Zeit durchaus Rückenwind haben. Das liegt zum einen daran, dass die Geldmengen im Westen, die die Notenbanken verantworten, weiter sehr hoch sind. Hier kann Gold seine Funktionen als Alternativwährung und Wertspeicher gut ausspielen. Zudem sinken die Leitzinsen, während die Inflation noch einmal zurückkommen könnte. Das würde zu einem niedrigeren Realzins führen und den Goldpreis ebenfalls stützen.

Ihre Antwort schloss aber auch ein andererseits gleich mit ein …

Wir sollten nicht übersehen, dass der sogenannte Westen nicht länger der einzige maßgebliche Faktor für den Goldpreis ist. Die Notenbanken von China, Indien, Russland und der Türkei kaufen seit einiger Zeit sehr prononciert Gold, um ihre Abhängigkeit von der Weltleitwährung Dollar zu verringern. Zudem steigt dank der global wachsenden Mittelschichten die Nachfrage seitens der Schmuckindustrie. Schließlich erhöht China wegen wirtschaftlicher Probleme die Geldmenge seit einiger Zeit. All das stützt den Goldpreis.

Was ist denn mit der Goldnachfrage im Westen?

In den letzten zwei Jahren sind die Bestände der ETC – das sind börsengehandelte Rohstoff-Produkte – auf Gold gesunken. Jetzt, da die Realzinsen wieder nach unten weisen, sollte die Nachfrage der Anleger in den USA und Europa anziehen. Es ist von daher sicher nicht vermessen zu sagen, dass die Marke von 3.000 Dollar schon in den kommenden Jahren erreicht werden könnte.

Gold wird weltweit in US-Dollar gehandelt. Anleger in Deutschland rechnen jedoch in Euro. Sollten sie das Währungsrisiko absichern?

Wir würden nicht dazu raten, zumal der Dollar derzeit zur Stärke tendiert. Dadurch können Euro-Anleger nicht nur Kursgewinne beim Gold, sondern auch Währungsgewinne dank des Dollars einstreichen. Außerdem sparen sie sich damit die Kosten der Absicherung. Übrigens: Wer auf diese Weise vorgeht, erhöht bei seinen Investments automatisch den Dollar-Anteil. Das ist angesichts der aktuellen Lage in der Euro-Zone nicht die schlechteste Idee.

Sollten Anleger das Edelmetall physisch oder als Exchange Traded Commodity (ETC) kaufen?

Das ist eine Frage der Vorliebe. Wir persönlich raten wegen der deutlich niedrigeren Kaufkosten zu ETC. Große Anbieter wie Xetra-Gold oder EUWAX-Gold verlangen außerdem gar keine jährlichen Managementgebühren mehr. Wer Gold physisch halten will, sollte sich ab einer bestimmten Menge Gedanken über eine sichere Verwahrung machen, etwa im Schließfach seiner Bank. Auch das kostet Geld.

Wie sieht es mit Silber, Palladium und Platin aus?

Silber wird auch als der Mond des Goldes bezeichnet – ein treffender Ausdruck. Letztlich ist Silber abhängig von der Bewegung des goldenen Sonnengestirns, unterliegt aber auch anderen kaum zu kontrollierenden Faktoren. Dazu gehört die Nachfrage der Industrie nach Silber. Ähnlich ist die Lage bei Palladium und Platin. Wer eine wirksame Alternativwährung zu Euro, Dollar & Co. sucht, ist mit Gold sicher am besten beraten.

Welches Gewicht sollte Gold in einem Wertpapierdepot einnehmen?

Wir raten zu einer Quote von zehn bis 15 Prozent, denn Gold erwirtschaftet im Gegensatz zu Aktien oder Anleihen weder Dividenden noch Zinsen. Damit bleiben ausschließlich höhere Preise als Ertragsquelle übrig. Von daher sollten es nicht mehr als 15 Prozent sein. Sind es jedoch weniger als zehn Prozent, kann Gold seine Wirkung als Stabilisator im Depot nicht recht entfalten. So fing sich Gold in der Finanzkrise bereits im November 2008 wieder, der Aktienmarkt erreichte sein Tief erst im März 2009.