Hochbetagte auf dem Vormarsch 

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16. April 2025

Hochbetagte auf dem Vormarsch 

In Deutschland leben immer mehr Hochbetagte. Das wird in den kommenden Jahren insbesondere mit spürbaren Folgen für die Gesellschaft, die Wirtschaft und unsere Sozialsysteme verbunden sein.

Der aktuelle Neunte Altersbericht zeigt: Deutschland altert. Die Zahl der Menschen über 80, die damit als Hochbetagte gelten, wird in den kommenden Jahrzehnten drastisch steigen. Während derzeit rund sechs Millionen Menschen in Deutschland dieser Altersgruppe angehören, werden es bis 2050 voraussichtlich acht bis zehn Millionen sein. Dieser Trend ist vor allem auf die steigende Lebenserwartung zurückzuführen. Diese hat sich seit dem 19. Jahrhundert mehr als verdoppelt.

Mit der wachsenden Zahl Hochbetagter steigt auch der Bedarf an Pflege und Betreuung. Laut Bericht wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2055 um zwei Millionen auf etwa 7,6 Millionen ansteigen. Bereits heute liegt das Pflegefallrisiko bei den über 80-Jährigen erheblich höher als in jüngeren Altersgruppen. Dies stellt unser Gesundheitssystem sowie die Pflegeinfrastruktur vor erhebliche Herausforderungen. Zumal bereits heutzutage in verschiedenen Regionen ein Pflegenotstand gilt. Von den zunehmenden Kosten der Pflege einmal abgesehen.

Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland steigt kontinuierlich. Während neugeborene Jungen laut der aktuellen Sterbetafel 2020/2022 mit einer Lebenserwartung von 78,33 Jahren rechnen können, liegt sie bei Mädchen sogar bei 83,18 Jahren. Seit den 1990er Jahren ist die fernere Lebenserwartung – also die verbleibende Lebenszeit ab einem bestimmten Alter – ebenfalls gestiegen. Heute kann ein 65-jähriger Mann mit weiteren 17,6 Jahren rechnen, eine gleichaltrige Frau mit 20,9 Jahren.

Corona-Effekt mit Bremswirkung

Allerdings gab es in den letzten Jahren temporäre Rückgänge. So hat insbesondere die Covid-19-Pandemie die Lebenserwartung vorübergehend leicht gedrückt. So fiel dieser Wert laut der Sterbetafel 2021/2023 für neugeborene Jungen um 5,6 Monate auf 78,17 Jahre und für Mädchen um 5,9 Monate auf 82,99 Jahre. Auch die fernere Lebenserwartung eines 65-Jährigen sank um mehrere Monate.

Trotz kurzfristiger Schwankungen prognostiziert der Altersbericht einen erneuten Anstieg der Lebenserwartung. Bis 2070 sollen neugeborene Jungen durchschnittlich vier bis acht Jahre länger leben, Mädchen drei bis sieben Jahre. Demnach könnten Männer in Deutschland bis zu 96 Jahre, Frauen sogar bis zu 100 Jahre alt werden. Hauptgründe dafür sind verbesserte medizinische Versorgung, gesündere Lebensführung sowie ein rückläufiger Konsum von Tabak und Alkohol.

Der wachsende Anteil Hochbetagter bringt erhebliche strukturelle Herausforderungen mit sich. Zumal der demografische Wandel ohnehin für eine beträchtliche Alterung unserer Bevölkerung sorgen dürfte. Im Fokus dabei steht immer auch die Finanzierbarkeit sozialer Systeme oder Maßnahmen. Die Finanzierung der Renten- und Pflegeversicherung, die Anpassung des Arbeitsmarktes und die Entwicklung altersgerechter Wohn- und Betreuungsangebote sind und bleiben somit zentrale Fragen, die Politik und Gesellschaft in den kommenden Jahren beantworten müssen.