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Erneuerbare Energien erhöhen Volatilität

In den letzten Jahren hat das Thema Nachhaltigkeit weltweit an Relevanz gewonnen. Allerdings ist der größte Teil in Europa verortet und auch dort am stärksten reguliert. Aber selbst in den USA, wo Begriffe wie ESG oder „sustainability“ in einigen Bundesstaaten schlecht beleumundet bis verboten sind, wird ein großer Teil so investiert. Nur heißt es dann eben „responsable“ oder „renewable“.

Die meisten Direktinvestitionen fließen in den USA in diese Segmente und nicht in Öl und Gas. Den Investoren geht es eher nicht um Nachhaltigkeit oder ökologische Effekte, sondern schlicht um Rendite. In Europa schafft man es hingegen häufig nicht, in dem Segment Erneuerbare Energien die Förderungen so zu steuern, dass langfristig auskömmliche Erträge für die Unternehmen möglich sind. In Deutschland wird die Solarindustrie gerade ein zweites Mal gegen die Wand gefahren. Auch das Schweizer Unternehmen Meyer Burger schließt seinen deutschen Standort und geht in die USA. Der Schweizer Bundesrat hat außerdem beschlossen, keine eigene Solarindustrie in der Schweiz zu entwickeln, sondern eher gesamteuropäische Projekte zu unterstützen.

Auch bei Geldanlagen spiegelt sich das wider. Nach einer Abschwächung im April setzte der Aktienmarkt seine Aufwärtsbewegung der Vormonate fort. Weltweit gewannen Aktien im Mai etwa 1,8 Prozent an Wert. Nachhaltige aktive Aktienfonds legten im Schnitt sogar mehr zu – auch weil zahlreiche Erneuerbare-Energien -Aktien sehr gut liefen und einen Teil ihrer erheblichen Verluste aus dem letzten Jahr wettmachen konnten.

Fonds mit vielen Erneuerbare-Energien-Aktien, die Schwerpunkte bei Wind-, Solar- und Wasserstoff setzen, waren in den letzten Jahren besonders anfällig für starke Kursschwankungen. Diese Fonds eignen sich, wie viele Themen- oder Nischenfonds, eher nicht als Basis-Investment für sicherheitsorientierte Anlegerinnen und Anleger. Ihre Risiken sind wegen der geringen thematischen Streuung und der oft nur sehr wenigen Aktien im Portfolio hoch. Es handelt sich hierbei eher um eine Ergänzung für das Depot. Anleger benötigen dafür mehr Geduld als bei breiter aufgestellten Fonds.

Energiewende bleibt ein Zukunftsthema

Seit Wind- und Solarkraft keine Lieblingsthemen mehr an der Börse sind, sondern im Gegenteil häufig gemieden werden, erzielen ökologisch ausgerichtete Fonds mit diesem Schwerpunkt deutlich niedrigere Renditen. Abzulesen etwa an der Wertentwicklung auf Sicht von drei Jahren. Im Frühjahr 2021 standen Fonds mit hohem Erneuerbare-Energien-Anteil deutlich besser da als heute. Die Energiewende bleibt aber eines der wichtigsten Zukunftsthemen, von daher stehen die Chancen gut, dass diese Fonds mittelfristig wieder spürbar zulegen. Hier bieten sich also durchaus Kaufgelegenheiten.

Nachhaltige Fonds, die auch in große Technologiewerte investieren, machen seit einigen Monaten eine bessere Performance. Auch hier werden die Anforderungen der EU-Taxonomie erfüllt, obgleich man nicht jeden Fonds als „dunkelgrün“ bezeichnen kann. Langfristig haben praktisch alle Fonds an Wert gewonnen.

Weil Nachhaltigkeit im Trend liegt, setzt die Finanzbranche nun vor allem auf nachhaltige ETF, die oft mit der Zusatzbezeichnung „ESG“ oder „Low Carbon“ bzw. „Ex Fossil Fuels“ angeboten werden. ETF sind vor allem wegen ihrer niedrigen Kosten beliebt. Verbraucherschützer und Finanzportale empfehlen zudem ETF als Altersvorsorge. Besonders stark ist in den letzten Jahren die Nachfrage nach nachhaltigen ETF gestiegen, so dass mehrere 100 Milliarden Euro investiert sind.

ETF lassen viele Schlupflöcher

Als kostengünstiger Weg zu besseren ETF sollten strenge Ausschlusskriterien im Fokus stehen – doch hier lassen viele ETF Schlupflöcher. Mit der Nachfrage steigt auch das Angebot. Jede Woche starten neue ETF, die in der Werbung mit dem Etikett „nachhaltig“ auftreten. Um die Kosten niedrig zu halten, verzichtet man dann auf Nachhaltigkeitsgremien, intensive Dialoge mit Unternehmen und transparente Informationen zum Auswahlverfahren. Anleger, die es mit der Nachhaltigkeit ernst meinen, sollten daher einen Blick auf aktive Fonds werfen und dabei auf die Internetseite des FNG (Forum Nachhaltige Geldanlagen) schauen. Hier werden ca. 600 nachhaltige Fonds aufgeführt und eine Selektionsmaske mit einer Vielzahl von Selektionskriterien angeboten. Zusätzlich sollte man sich aber auch die entsprechenden Factsheets der ausgewählten Fonds ansehen.

Als Basisinvestment eher nicht geeignet

Ob nachhaltig oder nicht, jedes Investment muss in das persönliche Chance-Risiko-Profil eines Anlegers passen. Alles Geld in einen „hellgrünen“ Halbleiter-ETF oder einen „dunkelgrünen“ Solarfonds zu stecken, ist grundsätzlich keine gute Idee, weil die Wertentwicklung solcher Produkte sehr stark schwanken kann und auch politische Einflüsse durch Regierungswechsel, außenpolitische Stress-Szenarien und Änderungen in der Subventionspolitik überproportionale Einflüsse haben können. Die Basisinvestments sollten daher breit diversifiziert sein. Das geht am leichtesten mit Welt-ETF, die oft sogar mehr als tausend Aktien enthalten, aber auch mit einer ordentlichen Anzahl sehr nachhaltigen, breit aufgestellten aktiven Fonds.


Gastautor Andreas Görler ist zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments und Senior-Wealth-Manager bei der Pruschke & Kalm GmbH.