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Ist die Medizintechnik ein Thema für Anleger?

Ob Künstliche Intelligenz, Robotik, neue Analyseverfahren oder minimalinvasive Eingriffe – die Medizintechnik profitiert enorm von neuen Technologien. An diesen Entwicklungen können auch Anleger partizipieren.

Ein kleines Gerät, nicht größer als ein Smartphone, soll schon bald Millionen Menschen das Leben retten. Eine Schnelltest-Kartusche, vollgepackt mit Hightech, macht sich auf die Suche nach Infektionen und genetischen Mutationen. Einfach in der Anwendung, blitzschnell und zuverlässig. Vivalytic heißt die Analyseplattform, die in das Gerät integriert wurde. Das deutsche Unternehmen Bosch hat sie entwickelt und arbeitet konsequent an der Erweiterung der Anwendungsgebiete dieser Medizintechnik. In einem ersten Schritt soll es zum Erkennen von Sepsis, also Blutvergiftungen, eingesetzt werden.

Mit weltweit etwa 50 Millionen Sepsis-Fällen und elf Millionen Toten pro Jahr ist eine Blutvergiftung laut Fachliteratur für etwa 20 Prozent aller Todesfälle verantwortlich. Mittelfristig, so Bosch, soll Vivalytic sogar Krebserkrankungen identifizieren können. Ein riesiger Markt öffnet sich da, mit Milliardenumsätzen. Angesichts dieser Aussichten ist es verständlich, dass Bosch die Medizintechnik zu einem neuen Schwerpunktgeschäft ausbauen will. Der Konzern, dessen Anteile hauptsächlich von der privaten Robert Bosch Stiftung gehalten werden, stellt sich daher mit dem sukzessiven Wegfall der Verbrennertechnologien für die Autoindustrie mit der Medizintechnik breiter auf.

KI erkennt Krankheiten

Das beschriebene Beispiel ist kein Einzelfall. Der Fortschritt in anderen Technologiebereichen schwappt nun in vollen Zügen auf die Medizintechnik über. Ein gutes Beispiel dafür ist etwa der Einzug der Künstlichen Intelligenz, kurz KI, in die Diagnostik. Gefüttert mit unzähligen Daten von gesunden und kranken Menschen aus der Magnetresonanztomographie sind die ersten KI-basierten Systeme in der Lage, eigenständig Krankheiten wie Multiple Sklerose und verschiedene Formen von Tumoren zu erkennen.

Einzug in die Medizintechnik hält auch die Robotik. Die Zahl der robotergestützten Operationen hat in den zurückliegenden Jahren rasant zugenommen. 2024, so eine Schätzung, dürfte sich der Umsatz mit entsprechender Medizintechnik weltweit auf 7,6 Milliarden Dollar belaufen, 2029 schon auf knapp zwölf Milliarden Dollar. Weil alles immer kleiner wird, vor allem bei Technologieprodukten, nimmt auch die Anzahl und der Erfolg minimalinvasiver chirurgischer Eingriffe stetig zu. Der US-Konzern Boston Scientific etwa hat ein minimalinvasives Verfahren zur Behandlung der lumbalen Spinalkanalstenose (LSS) entwickelt, einer sehr schmerzhaften Verengung des Wirbelkanals im unteren Rückenbereich. Bei dem Verfahren wird durch ein kleines Implantat die Verengung verhindert.

Viele Erfolge finden kaum Beachtung

Doch der Einsatz neuer Analyseverfahren, Künstliche Intelligenz, OP-Roboter und minimalinvasive Eingriffe etwa an der Wirbelsäule sind nur einzelne Beispiele aus der Medizintechnik. Einige Erfolge genießen hohe Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, andere werden kaum zur Kenntnis genommen, sind deswegen aber nicht weniger wichtig. Für die alltägliche Erkennung, Verhütung, Überwachung, Behandlung und Linderung von Krankheiten sind sie sogar unverzichtbar. Implantate, Produkte zur Injektion, Infusion, Transfusion und Dialyse, humanmedizinische Instrumente, Katheter, Herzschrittmacher, Dentalprodukte, Verbandstoffe, Sehhilfen, Röntgengeräte oder auch Labordiagnostika – kaum eine andere Branche stellt so viele und unterschiedliche Produkte wie die Medizintechnik her und bedient sich dabei auch den Erkenntnissen anderer Industriezweige.

Beurteilung der Branche ist nicht einfach

Das alles macht es schwer, die Medizintechnikbranche als Ganzes zu betrachten, sie sauber von anderen Branchen zu trennen. Nicht wenige Hersteller von Medizintechnikprodukten stellen auch andere Güter her, die Medizintechnik macht nur einen Teilbereich ihrer Tätigkeit aus. Weltweit, so schätzen Beobachter, dürften im laufenden Jahr über 560 Milliarden Dollar mit medizintechnischen Produkten umgesetzt werden. Bis 2028 könnte der Umsatz auf 690 Milliarden Dollar steigen. Größter Markt dabei sind die USA, in denen im laufenden Jahr rund 200 Milliarden Dollar mit Medizintechnikprodukten umgesetzt werden könnten. In Deutschland erzielte die Branche im zurückliegenden Jahr einen Umsatz von rund 40 Milliarden Euro.

Die Wachstumsaussichten für die Medizintechnik sind intakt. Mehr noch, durch den Einzug neuer Technologien wird sie in den kommenden Jahren wohl eine Beschleunigung erfahren. Diese Aussichten auch an der Börse zu nutzen, darauf kommt es nun für die Anleger an. Interessant sind dabei Unternehmen die folgende Themen abdecken: medizinische Geräte wie Magnetresonanz-Scanner, Prothesen, Herzschrittmacher, Röntgengeräte, andere medizinische Mehrwegprodukten sowie Labortechnik sowie Geräte zur Diabetesmessung.


VMZ Vermoegensverwaltung, Dr. Markus C. Zschaber, Koeln 25.06.2014

Gastautor Dr. Markus C. Zschaber ist Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltung. Mehr von diesem und weiteren Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de