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Steuerfreiheit statt Sommerzeit

Millionen EU-Bürger stimmten bereits in einer EU-Petition darüber ab, ob die Zeitumstellung zwischen Winter und Sommer abgeschafft werden soll.

Jeder hat eine Meinung. Viele tun sie in den sozialen Medien kund, mobilisieren und gehen auf Stimmenfang. Die Presse liebt das Thema und sendet entsprechend auf allen Kanälen.

Im Schatten dieser scheinbar europabewegenden Schicksalsfrage geht in Deutschland eine ungleich wichtigere Petition an den Deutschen Bundestag unter, die Steuerfreiheit für Aktiengewinne nach fünfjähriger Haltedauer fordert. Diskussionen in den sozialen Medien? Fehlanzeige. Berichterstattung in der Presse? Keine. Unterstützer? Das Deutsche Aktieninstitut allein auf weiter Flur.

Dabei betrifft die Petition den Geldbeutel eines jeden Bürgers. Es ist eine rein deutsche Angelegenheit, deren Ausgestaltung wir mit unseren Stimmen direkt beeinflussen können. Es geht um eine entscheidende Frage: Wie sichern wir heute unsere Altersvorsorge von morgen?

Zu komplex – die Rechnung ist ganz einfach

Die Folgen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sind für deutsche Sparer längst schmerzlich spürbar. Nach einer aktuellen Studie des genossenschaftlichen Zentralinstituts DZ Bank verlieren Privathaushalte in Deutschland mehrere Milliarden Euro jährlich. Insgesamt beziffert die Untersuchung die Summe der Zinseinkünfte, die Sparwilligen in Deutschland in den letzten fünf Jahren verloren gegangen sind, auf 190 Milliarden Euro. Dabei bedeutet die Senkung des durchschnittlichen Zinsniveaus um einen Prozentpunkt, dass wir 15 Prozent mehr aufwenden müssen, um unsere Altersvorsorge stabil zu halten. Das rechnet der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft vor. Wir müssen also mehr tun, während die klassischen Wege weniger einbringen, wenn nicht sogar nach Steuern und Inflation zu (Kaufkraft-)Verlusten führen.

Aktien haben das Potential für ausreichende Altersvorsorge

Aktien haben das Renditepotential, das wir heute brauchen, um eine ausreichende (private) Altersvorsorge für morgen aufzubauen. Da genügt schon ein Blick auf das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstitutes: In den 30 Jahren seit der Auflage des deutschen Aktienindex (DAX) konnte eine jährliche Rendite von fast acht Prozent auf das angelegte Geld erwirtschaftet werden. Wer 30 Jahre 50 Euro im Monat – also insgesamt 18.000 Euro – in den deutschen Aktienmarkt sparte, kann sich heute über ein Vermögen von knapp 70.000 Euro freuen.

Abgeltungssteuer begünstigt eher Vermögende

„Besser 25 Prozent von x als 42 Prozent von nix.“ Mit diesem Schlachtruf führte einst der Hobby-Kavallerist und damalige Finanzminister Peer Steinbrück die Abgeltungssteuer ein. Das Ziel: unversteuertes Kapital aus dem Ausland zurückzuholen. Niedriger Steuersatz = mehr Steuerehrlichkeit = mehr Steuergerechtigkeit. Ob diese Formel aufgegangen ist, will ich nicht beurteilen angesichts immer wieder von deutschen Finanzbehörden in der Schweiz aufgekaufter CDs mit Daten deutscher Steuerflüchtlinge. Die Abgeltungssteuer mit geringen Freibeträgen nützt im Zweifel einem Vermögenden deutlich mehr als dem Normal- oder Geringverdiener. Der Vermögende musste früher seine Aktiengewinne oft mit seinem Spitzensteuersatz versteuern. Da sind 25 Prozent zwar nicht gerade ein Schnäppchen aber deutlich weniger. Auf dem Altar der Steuerdiskussion wurde damals die Spekulationsfrist geopfert. Vor 2009 waren Aktiengewinne steuerfrei, wenn das Wertpapier länger als ein Jahr gehalten wurde.

Förderung der Aktien: warum nicht gleich direkt?

In Deutschland wird viel subventioniert, wenn es darum geht, die Gesellschaft voranzubringen. War es früher die Kohle, sind es heute die regenerativen Energien. Die Autoindustrie haben wir bereits einmal mit einer Abwrackprämie gerettet. Heute fördern wir die E-Mobilität. Warum subventionieren wir nicht einmal mit unseren Steuergeldern etwas Sinnvolles wie unsere Altersvorsorge? Tun wir schon, könnte man einwenden. Beispielsweise bei der Riesterrente. Die ist staatlich so reguliert, dass die Rendite stranguliert wurde. Das sagen selbst Verbraucherschützer.

Förderung auf dem direkten Wege

Besser wäre es, zur Abwechslung mal den direkten Weg zu fördern und uns Bürgern etwas zuzutrauen. Genau hier setzt die Petition 81977 an: Wenn Kursgewinne auf Aktien nach einer Haltedauer von mindestens fünf Jahren steuerfrei wären, würde das die Eigeninitiative beim Aktiensparen direkt fördern. Eine gute Aktienkultur stärkt allgemein die Wirtschaft und hilft wiederum, das wirtschaftliche Verständnis in der Bevölkerung zu verbessern.

Diskussion muss in Gang kommen

Eine erfolgreiche Petition kann dazu führen, die Geldanlage in produktive Sachwerte attraktiver zu machen. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, ein Zeichen für den nachhaltigen Vermögensaufbau mit Aktien zu setzen und eine gesellschaftlich wie politisch notwendige Diskussion zu starten. Selbst wenn sich eine Neueinführung der geforderten fünfjährigen Spekulationsfrist nicht als der praktikabelste Weg erweisen sollte. Wir müssen diskutieren und um Lösungen ringen. Daher rufe ich auf, die Petition zu unterstützen und langfristig in Aktien zu investieren. Vergessen Sie die Sommerzeit, stimmen Sie für Steuerfreiheit!


Gastautor Thilo Stadler, Vermögensverwalter bei I.C.M. Independent Capital Management in Mannheim und Neuss, plädiert für die Unterzeichnung der Petition 81977. Das ist noch bis zum 21. August 2018 möglich. Hier geht es zur Petition.