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Wie viel Wissen brauchen Anleger?

Die Tendenz, alles selbst zu entscheiden, nimmt zu. Anbieter von Erklärvideos vermitteln zu unterschiedlichsten Themen den Eindruck, man könnte alles leicht selbst umsetzen, obwohl es sich meist um Themen handelt, die eine Berufsausbildung und einige Jahre Erfahrung erfordern.

Gerade Anlegern, die auf reinen Handelsplattformen unterwegs sind, fehlt es an belastbarem fachlichem Wissen. Zusätzlich traden sie, wegen der niedrigen Kosten, extrem oft. Die Quoten für die getätigten Geschäfte sind dann auch ernüchternd. Über 80 Prozent der Trades enden negativ.

Gerade am Anfang sollten Anleger gegebenenfalls noch zusätzlich Beratung in Anspruch nehmen, bis sie einen stabilen, disziplinierten Anlageansatz verfolgen. Oft werden auch Anlagestrategien von Freunden oder Bekannten übernommen oder einfach die gleichen Werte gekauft. Das ist nur sinnvoll, wenn das Gesamtportfolio (Wertpapiere, Liquidität, Immobilien, Versicherungen, Kredite) zumindest ähnlich strukturiert ist, man sich in der gleichen Lebensphase (zum Beispiel Vermögensaufbau oder Rente) befindet, die berufliche Situation vergleichbar ist (selbstständig, angestellt, verbeamtet) und der Familienstatus (alleinstehend, verheiratet, Kinder) ähnlich.

Außerdem sollte auch die Risikotoleranz vergleichbar sein. Ein Wertpapierdepot von 30.000 Euro kann für einen Menschen das Gesamtvermögen und für einen anderen Anleger nur eine kleinere Beimischung des Gesamtportfolios darstellen.

Informationsquellen kritisch prüfen

Wer Informationen für Anlageentscheidungen komplett aus dem Internet zieht, sollte zumindest checken, welche Expertise die Anbieter aufweisen. Sucht man sich gezielt einen Finanzpartner, sollte man auf dem Impressum der Internetseite die finanzrechtlichen Erlaubnisse beachten. Hier gibt es die Unterscheidung zwischen Erlaubnissen durch das IHK bzw. Ordnungsamt (zum Beispiel nach § 34f GewO/Gewerbeordnung für Finanzanlagenvermittlung, § 34i GewO für Immobiliendarlehensvermittlung, § 34h GewO für Honor-Finanzanlageberatung oder § 34d GewO für Versicherungsvermittlung/Versicherungsberatung) und Genehmigungen durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (WpIG, Gesetz zur Beaufsichtigung von Wertpapierinstituten, zum Beispiel für Finanzportfolioverwaltung, Abschlussvermittlung und Anlageberatung).

Es sollte darauf geachtet werden, dass mehrere Geschäftsfelder angeboten werden. Am Anfang sollte man sich auch die Zeit nehmen und mit zwei oder drei Anbietern das Gespräch zu suchen. Eine wiederholte Informationsbeschaffung über den Social-Media-Account eignet sich weniger. Man landet dann meist auf werbeoptimierten Seiten. Bei späteren Recherchen werden dann meist die gleichen oder zumindest ähnliche Seiten angeboten und der persönliche Kenntnisstand erweitert sich nicht. Es gibt genügend Fachliteratur für Einsteiger zu praktisch allen Anlagesegmenten, die einen Mehrwert bieten. Auch bei der Stiftung Warentest findet sich kostengünstige Lektüre in regelmäßig neuer Auflage.

Mögliche allgemeine Investitionsansätze

Folgende Ansätze können hilfreich sein. Sie klingen zunächst einfach, sind aber nicht immer leicht umzusetzen, weil Emotionen eine Rolle spielen können.

Passendes Chance-Risiko-Profil

Der Aufbau von Kompetenz, das Training von Disziplin sowie das Ausschalten von Emotionen nehmen bei der Geldanlage regelmäßig auch Zeit in Anspruch. So ist es auch hilfreich, wenn man die ein oder andere Schwächephase an den Kapitalmärkten miterlebt hat. Am Anfang sollte man Rat von Fachleuten hinzuziehen, damit erzielt man nicht automatisch eine höhere Performance. Die Fehlerwahrscheinlichkeit wird allerdings reduziert und man baut im Portfolio das Chance-Risikoprofil auf, dass wirklich zu einem passt.


Gastautor Andreas Görler ist Senior-Wealth-Manager und zertifizierter Fachmann für nachhaltige Geldanlagen bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH.