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    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen

    Die Börse im Blick: So wird investiert.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen | 1.7.2024 Drucken

    Zertifikate sind nichts für den Notgroschen

    Komplexe Anlageprodukte sollten genau verstanden und am besten nur mit ausreichend Erfahrung eingesetzt werden. Als Alternative zu klassischen Sparprodukten eignen sie sich nicht, erklärt Marian Henn, Vermögensverwalter und Partner bei der Allington Investors AG aus Bad Homburg im Interview.

    Sind strukturierte Zertifikate eine Alternative zu Tagesgeld- oder Festgeldangeboten?

    In der Nullzinsphase konnte das unter bestimmten Voraussetzungen eine Idee sein, aber nachdem wir die Zinswende hatten, sind strukturierte Zertifikate gerade für Normalkunden sicher keine Alternative mehr. Wer ein Tages- oder Festgeldangebot in Betracht zieht, will in der Regel kein Kapitalverlustrisiko eingehen und im besten Fall noch laufende Erträge generieren. Über Investments am Geldmarkt können Anleger derzeit eine Rendite von bis zu 3,7 Prozent im Jahr erzielen, bei hoher Bonität und niedrigem Zinsänderungsrisiko. Auch bei klassischen Sparkonten gibt es durchaus ordentliche Angebote, da braucht es kein komplexes Zertifikatprodukt als Alternative. 

    Was müssen Anleger bei solchen Produkten unbedingt beachten?

    Sie müssen die Risiken und Bedingungen verstehen. Grundsätzlich besteht dabei immer das sogenannte Emittentenrisiko und damit die Gefahr, das eingesetzte Kapital zu verlieren. Mit anderen Worten, wenn der Zertifikate-Anbieter Pleite geht, kann alles weg sein. Außerdem sind oft die Risiken in den Bedingungen asymmetrisch verteilt. Das heißt, wenn es so läuft, wie man es erwartet, wird der mögliche Gewinn gedeckelt. Kommt es anders, ist der Investor aber in vielen Fällen voll am Verlust beteiligt. Käufer sollten sich auch anschauen, ob der Anbieter zum Beispiel bei sogenannten Marktstörungen die Option hat, keine Kurse zu stellen. Genau das sind oft die Situationen, in denen man verkaufen will, aber es dann einfach nicht kann.

    Komplexes Produkt, das viele Anleger nicht verstehen

    Würden Sie – so wie in einem Beispiel vorgekommen – einer über 90-jährigen mit 20.000 Euro Ersparnissen ein Zertifikat mit einer Laufzeit von 20 Jahren empfehlen?

    Ganz sicher nicht, denn die Laufzeit ist viel zu lang. Die Kundin dürfte eine plangemäße Rückzahlung statistisch betrachtet nicht erleben. Außerdem scheinen in diesem Fall die kompletten Ersparnisse in ein Produkt geflossen zu sein, was gegen die erste Grundregel am Kapitalmarkt verstößt: Diversifikation. Statt Risiken zu bündeln, sollten sie möglichst breit verteilt werden oder bildlich gesprochen, es sollten nicht alle Eier in einen Korb gelegt werden. Außerdem sind solche Produkte so komplex, dass die allermeisten Anleger sie nicht bis ins Detail durchblicken. Hier greift ein weiteres Grundprinzip: Was man nicht versteht, sollte man sich auch nicht als Geldanlage zulegen.  

    Sind Zertifikate überhaupt etwas für Ottonormalverbraucher?

    Diese komplexen Produkte sind für den durchschnittlichen Anleger eher nichts. Die meisten wollen langfristig Vermögen aufbauen. Dafür gibt es ein breites Spektrum an geeigneten passiven und aktiven regulierten Fonds, zum Beispiel für einen Sparplan. So etwas bringt auch mögliche Wertschwankungen mit sich, aber wer das aushalten kann, wird in aller Regel langfristig belohnt. Im  Anleihenbereich existiert ebenfalls wieder eine breite Palette attraktiver Möglichkeiten, mit der sich ein gut ausgewogenes Anlageportfolio für praktisch jeden Risikotypen zusammenstellen lässt. Da braucht es keine Zertifikate.

    Punktueller Einsatz bei größeren Vermögen

    Sind Zertifikate per se Teufelszeug?

    Nein, in bestimmten Fällen können Zertifikate für professionelle Anleger sinnvolle Anlagevehikel sein. Etwa um in schwer zugängliche Märkte, in Währungen oder in bestimmte Markttendenzen zu investieren. Profis setzen so etwas auch als eine Art Versicherung ein, um Kursschwankungen abzupuffern. Zertifikate sind also nicht per se etwas Schlechtes. Aber wer sie nutzt, muss genau verstehen, was er da kauft und wofür sie geeignet sind. Außerdem schadet es nicht, genug Erfahrung zu haben, um zu wissen, dass hundertprozentig zuverlässige Prognosen meist nicht möglich sind und jeder mal daneben liegen kann.

    In den USA können Privatpersonen keine Zertifikate kaufen, sollte das hierzulande auch so sein?

    Nein, professionell eingesetzt und mit dem richtigen Verständnis können Zertifikate auch Privatanlegern nützlich sein. Im Rahmen einer umfassenden Beratung und einer breit aufgestellten Vermögensmischung spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, sie punktuell einzusetzen, wenn die Risiken verstanden werden. Damit lassen sich interessante Nuancen gerade bei größeren Vermögen setzen. Aber die Hürden, dass so etwas Ottonormalverbraucher mit begrenztem Kapital empfohlen bekommt, sollten hoch sein. Der sprichwörtliche Notgroschen gehört ganz sicher nicht in ein Zertifikat.

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