KI in der Vermögensverwaltung – Evolution statt Revolution

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14. April 2025

KI in der Vermögensverwaltung – Evolution statt Revolution

Die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) in der Vermögensberatung wird derzeit intensiv diskutiert – vor allem im Hinblick darauf, ob sie traditionelle Berater ersetzen oder vor allem unterstützen soll.

Eine differenzierte Betrachtung zeigt, dass beide Perspektiven ihre Berechtigung haben, wobei der aktuelle Trend klar in Richtung einer Ergänzung und eines effizienzsteigernden Werkzeugs geht. KI kann in kurzer Zeit große Datenmengen analysieren, um daraus personalisierte Handlungsempfehlungen abzuleiten. Dies führt zu einer erheblichen Effizienzsteigerung in der Portfolio- und Risikobewertung. Unser täglich angewandter Investmentprozess nutzt diese Unterstützung vor allem bei der Identifizierung von Chancen bei neuen Investitionen oder frühzeitigem Erkennen von Fehlentwicklungen einer Aktie im Risikomanagement.

Trotz aller technischen Möglichkeiten bleibt der menschliche Faktor in der Vermögensverwaltung zentral. Viele Kunden schätzen den persönlichen Kontakt, das Vertrauensverhältnis und die Fähigkeit, emotionale sowie individuelle Lebensumstände in die Beratung einfließen zu lassen. KI-Systeme können hier als unterstützendes Werkzeug dienen, indem sie etwa routinemäßige Aufgaben übernehmen oder fundierte Datenanalysen liefern – was Beratern mehr Zeit für den direkten Kundenkontakt verschafft. Der gesunde Menschenverstand bleibt weiterhin dem persönlichen Berater vorbehalten.

Bereits heute sind Robo-Advisor im Einsatz, die standardisierte Anlagestrategien umsetzen und dabei vor allem kosten- und zeiteffizient arbeiten. Diese Systeme bedienen jedoch vor allem Kunden mit relativ homogenen Anlagezielen und sind nur für kleinere Anlagesummen geeignet. Komplexe und individuelle Beratungssituationen erfordern weiterhin die Expertise eines erfahrenen Vermögensverwalters, der auch regulatorische und persönliche Faktoren einbezieht. Somit hat sich KI als ein wichtiges Instrument etabliert, das die Arbeit menschlicher Berater optimiert, ohne diese vollständig zu ersetzen.

Mehr Zeit für die Mandanten

Die künftige Entwicklung wird vermutlich eine noch engere Verzahnung von KI und klassischer Beratung bringen. Während KI als Zukunftsmodell innovativ und leistungsstark ist, liegt ihr Mehrwert vor allem in der Unterstützung – sie dient als Werkzeug, das Routineaufgaben automatisiert und datenbasierte Insights liefert, sodass Berater ihre Kompetenzen in komplexeren und zwischenmenschlichen Bereichen voll entfalten können und damit mehr Zeit für den Mandanten haben.

Fazit: Künstliche Intelligenz wird in der Vermögensverwaltung nicht primär als Branchenkiller agieren, sondern als ein entscheidendes Ergänzungs- und Optimierungsinstrument. Sie schafft die Grundlage, um Prozesse zu verbessern und fundierte Entscheidungen zu treffen, während der persönliche und beratende Aspekt weiterhin die menschliche Expertise braucht.


Gastautor Andreas Glogger ist Geschäftsführer und Vorsitzender Investment-Rat bei der GLOGGER & PARTNER Vermögensverwaltung GmbH in Krumbach.