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Selbstständigkeit oder Gründung eines Unternehmens

Der Schritt in die Selbstständigkeit oder die Gründung eines Unternehmens ist ein aufregendes Vorhaben, bringt jedoch auch erhebliche Verantwortung mit sich, insbesondere in Bezug auf die Altersvorsorge. Anders als Angestellte sind Selbstständige allein dafür verantwortlich, ihre eigene Altersvorsorge zu organisieren. Es gibt eine Vielzahl von Optionen, von denen jede Vor- und Nachteile mit sich bringt. Hier sind einige wichtige Punkte, die Selbstständige in Deutschland beachten sollten:

1. Altersvorsorge für Selbstständige: Welche Optionen gibt es?

Als Selbstständiger haben Sie bis auf keinen Zugang zur gesetzlichen Rentenversicherung, es sei denn, Sie gehören zu bestimmten Berufsgruppen oder entscheiden sich freiwillig dazu. Folgende Vorsorgemodelle stehen Ihnen zur Verfügung:

a) Private Rentenversicherung

  • Private Rentenversicherungen bieten Flexibilität und die Möglichkeit, langfristig für das Alter zu sparen.
  • Sie können selbst bestimmen, wie viel Sie monatlich oder jährlich in Ihre Altersvorsorge investieren möchten. Diese Art der Vorsorge ist besonders für Selbstständige geeignet, die keinen Zugriff auf eine betriebliche Altersvorsorge haben.
  • Sie bietet Planungssicherheit, da bei einer privaten Rentenversicherung festgelegt wird, welche monatliche Rente Sie später erhalten.

b) Rürup-Rente

  • Die Rürup-Rente (Basisrente) ist speziell für Selbstständige und Freiberufler, die keinem berufsständischen Versorgungswerk angehören, gedacht und bietet steuerliche Vorteile. Die Beiträge zur Rürup-Rente sind bis zu einem gewissen Betrag steuerlich absetzbar (2024 können 100% der Beiträge bis zu einem Maximalbetrag von 27.696 Euro für Alleinstehende und 55.392 Euro für Verheiratete abgesetzt werden).
  • Die Rente wird jedoch erst im Rentenalter ausgezahlt, es besteht kein Kapitalwahlrecht (d. h. es gibt keine Möglichkeit, sich einen Teil des Kapitals auf einmal auszahlen zu lassen).
  • Sie ist als Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung konzipiert, da sie ein gesichertes regelmäßiges Einkommen im Alter gewährleistet.

c) Investment in ETF und Aktienfonds

  • Selbstständige können auch auf ETF (Exchange Traded Funds), Aktienfonds oder ähnliche Anlagen setzen, um flexibel und renditestark für das Alter zu sparen.
  • ETF bieten eine hohe Renditechance, sind jedoch volatiler als Rentenversicherungen. Es empfiehlt sich, diese als langfristige Altersvorsorgestrategie zu nutzen und regelmäßig, z. B. in monatlichen Sparplänen, zu investieren.

d) Betriebliche Altersvorsorge für Selbstständige

  • Selbstständige ohne eigene Angestellte haben keinen Zugang zur klassischen betrieblichen Altersvorsorge. Unternehmer mit Angestellten im eigenen Betrieb können sich eine betriebliche Rentenzusage (Gesellschafter-Geschäftsführer-Versorgung) einrichten, die allerdings einer sehr strengen Prüfung und Regulierung unterliegt.

2. Gesetzliche Rentenversicherung und berufsständische Versorgung

Einige Selbstständige haben auch Zugang zur gesetzlichen Rentenversicherung oder speziellen Versorgungswerken:

a) Freiwillige Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung

  • Selbstständige in Deutschland können freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Das ist besonders für Personen interessant, die lange in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert waren und ihre Ansprüche weiter aufbauen wollen.
  • Pflichtversicherung: Einige Berufsgruppen, wie Handwerker, Lehrer, Pflegekräfte oder Künstler, sind pflichtversichert in der gesetzlichen Rentenversicherung. Für sie gelten die gleichen Beitragssätze wie für Angestellte.

b) Künstlersozialkasse (KSK)

  • Künstler und Publizisten können sich über die Künstlersozialkasse (KSK) versichern. Die KSK übernimmt den Arbeitgeberanteil zur Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Das bedeutet, dass sie nur die Hälfte der normalen Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zahlen müssen, ähnlich wie bei einem Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnis.
  • Die Aufnahme in die KSK ist an strenge Voraussetzungen gebunden, wie eine regelmäßige künstlerische oder publizistische Tätigkeit und ein Mindesteinkommen.

c) Berufsständische Versorgungswerke

  • Einige Freiberufler, wie Ärzte, Anwälte, Architekten und Ingenieure, sind Pflichtmitglieder in berufsständischen Versorgungswerken. Diese bieten eine ähnliche Absicherung wie die gesetzliche Rentenversicherung, oft jedoch mit besseren Konditionen. Diese Versorgungswerke sind spezifisch für bestimmte Berufsgruppen und bieten eine Absicherung im Alter, bei Berufsunfähigkeit und im Todesfall.

3. Steuerliche Aspekte der Altersvorsorge

Selbstständige müssen die Steuervorauszahlung und andere steuerliche Aspekte frühzeitig in ihre Budgetplanung einbeziehen. Dies ist besonders wichtig, da Altersvorsorgeprodukte wie die Rürup-Rente und private Rentenversicherungen steuerliche Vorteile bieten:

  • Rürup-Rente: Wie oben erwähnt, sind die Beiträge zur Rürup-Rente steuerlich absetzbar. Dies kann insbesondere bei hohem Einkommen für Selbstständige eine erhebliche Steuerersparnis bedeuten.
  • Einkalkulierung der Steuervorauszahlungen: Da Selbstständige ihre Steuern in der Regel monatlich oder quartalsweise im Voraus zahlen müssen, sollte der finanzielle Spielraum für zusätzliche Vorsorgebeiträge in die Steuerplanung integriert werden. Zusätzliche Einzahlungen in die Altersvorsorge können die Steuerlast mindern und gleichzeitig das Altersvorsorgevermögen erhöhen.

Tipp: Arbeiten Sie eng mit einem Steuerberater zusammen, um sicherzustellen, dass Ihre Altersvorsorge optimal in Ihre Steuerplanung integriert wird.

4. Flexibilität und Risiko in der Altersvorsorge für Selbstständige

Ein großer Vorteil der Selbstständigkeit ist die Flexibilität, auch in Bezug auf die Altersvorsorge. Allerdings bedeutet diese Freiheit auch, dass Selbstständige das Risiko einer unzureichenden Vorsorge tragen:

  • Flexibilität in der Vorsorge: Sie können selbst entscheiden, wieviel und wann Sie in Ihre Altersvorsorge einzahlen, sei es monatlich, jährlich oder in unregelmäßigen Abständen.
  • Vorsicht vor Sparlücken: Die finanzielle Lage von Selbstständigen kann schwanken. In Zeiten von Umsatzschwankungen kann es schwierig sein, regelmäßig Beiträge zur Altersvorsorge zu leisten. Eine kluge Planung ist daher entscheidend, um Sparlücken zu vermeiden.

5. Weitere Absicherungsmöglichkeiten: Berufsunfähigkeitsversicherung und Risikolebensversicherung

Zusätzlich zur Altersvorsorge sollten Selbstständige an den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) denken. Da das Einkommen nicht wie bei Angestellten durch die gesetzliche Rentenversicherung abgesichert ist, kann eine BU im Falle einer Berufsunfähigkeit den Lebensstandard sichern.

  • Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Diese Versicherung schützt Sie vor Einkommensverlust, falls Sie aufgrund von Krankheit oder Unfall nicht mehr arbeiten können. Da Selbstständige oft nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind, ist der Abschluss einer BU fast unerlässlich.
  • Risikolebensversicherung: Für Selbstständige mit Familie oder hohen finanziellen Verpflichtungen ist eine Risikolebensversicherung ebenfalls ratsam, um im Todesfall den Partner oder die Kinder abzusichern.

Fazit: Selbstständigkeit und Altersvorsorge – Eigenverantwortung ist der Schlüssel

Die Selbstständigkeit bietet Flexibilität und Chancen, erfordert jedoch eine strategische Herangehensweise an die Altersvorsorge. Selbstständige sollten sich gut über ihre Optionen informieren und frühzeitig mit dem Aufbau ihrer Vorsorge beginnen, um im Alter finanziell abgesichert zu sein. Wichtige Bausteine sind:

  • Die Entscheidung zwischen privaten Rentenversicherungen, der Rürup-Rente und ETF als flexible Sparpläne.
  • Die Prüfung der gesetzlichen Rentenversicherung oder der Künstlersozialkasse für bestimmte Berufsgruppen.
  • Ein gut strukturierter Steuerplan, der auch Vorsorgebeiträge optimal einbezieht.

Frühzeitig und regelmäßig in die Altersvorsorge zu investieren, hilft, finanzielle Engpässe im Alter zu vermeiden.