Mit Überblick in den Ruhestand

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03. März 2025

Mit Überblick in den Ruhestand

Für einen angenehmen Ruhestand ist es wichtig, sich realistisch und regelmäßig mit dem Stand der persönlichen Altersvorsorge auseinanderzusetzen.

Diesen Rat gibt Markus Richert, Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln, im Interview. Das Onlineportal www.rentenuebersicht.de der Deutschen Rentenversicherung könne dafür ein guter Ausgangspunkt sein. Aber es braucht noch mehr für den Überblick zum Ruhestand, meint er.

Wie lässt sich ein realistischer Überblick über den Stand der persönlichen Altersvorsorge gewinnen?

Tatsächlich kann hier die digitale Rentenübersicht ein hilfreiches Werkzeug sein. Sie ist in diesem Sinne ein Quantensprung für die Planung einer guten Basis der persönlichen Altersvorsorge. Damit lassen sich vergleichsweise einfach und unkompliziert neben Informationen der gesetzlichen Rentenversicherung auch Verträge etwa einer privaten Rentenversicherung und der Stand der betrieblichen Vorsorge von einer wachsenden Zahl von Anbietern gesammelt darstellen. Damit kann abgeschätzt werden, welches Budget für einen angenehmen Ruhestand in Zukunft zur Verfügung stehen dürfte, wenn alles wie geplant weiterläuft.

Was sind die Schwächen dieses digitalen Angebots?

Natürlich hat nicht jeder eine betriebliche Altersvorsorge und noch sind auch nicht alle Anbieter angebunden. Außerdem konzentriert sich der digitale Rentenüberblick im privaten Bereich auf die Versicherungsangebote. Der vielschichtige Aufbau von Vermögenswerten, etwa durch Aktien, Fonds oder Immobilien, und wichtige Liquiditätsreserven bleiben dabei außen vor. Aber genau das kann sehr wichtig sein, um zum Beispiel die Kosten einer Pflegesituation bei nahen Angehörigen oder einem selbst im Alter stemmen zu können.

Wann sollte eine solide Altersvorsorge beginnen?

Im Prinzip gilt, das Thema finanzielle Ruhestandsplanung sollte möglichst früh angegangen werden, umso leichter ist es. Spätestens um den 45. Geburtstag herum, wenn der Ruhestand in eine absehbare Entfernung kommt, sollte sich jeder mit dem realistischen Stand auseinandersetzen. Es gilt, einen umfassenden Finanzplan zu entwickeln, der systematisch die Einkommensquellen mit den Ausgaben abgleicht. Wer das hier gewonnene Bild über die Jahre immer wieder aktualisiert, weiß genau, wie er finanziell aufgestellt ist. Das schützt nicht zuletzt auch vor bösen Überraschungen etwa durch die Inflation. Daraus lässt sich dann eine Strategie entwickeln, wie die persönlichen Vorstellungen eines angenehmen Ruhestands mit den eigenen Möglichkeiten am besten in Einklang gebracht werden können.

Ist es irgendwann zu spät für die Altersvorsorge?

Das ist ein bisschen wie beim Zahnarzt. Je konsequenter man die Vorsorge wahrnimmt, desto weniger schmerzhaft werden in den meisten Fällen die Eingriffe. Anders gesagt, je kürzer die Zeit bis zum geplanten Ruhestand, desto mehr Aufwand ist es, hier noch grundsätzliche Änderungen umzusetzen. Aber das wirklich Wichtige bleibt, sich irgendwann überhaupt mit dem Thema Altersvorsorge auseinanderzusetzen. Auch kurz vor dem Renteneintritt kann ein Kassensturz noch wichtige Erkenntnisse liefern und die Lage zumindest verbessern. Selbst im Ruhestand ist es durchaus sinnvoll, das Thema weiter zu verfolgen. Im Idealfall bleiben noch zwei, drei oder gar mehr Jahrzehnte Zeit. Da kann ein guter Finanzplan einen erheblichen Unterschied machen.

Also noch mit 80 in Aktien investieren?

Frühere Faustformeln wie ‚Aktienquote ergibt sich aus 100 Minus Lebensalter‘ halte ich für überholt. Natürlich ist die optimale Zusammenstellung eines Anlagedepots für einen 80-jährigen eine andere als für einen 20-jährigen. Aber dass die Aktienquote irgendwann gegen Null geht, nur weil jemand älter wird, ist angesichts der in den letzten Jahren erlebten Inflationswelle und den gleichzeitigen Problemen am Rentenmarkt nicht auf jeden Fall die effektivste Option, wenn es um reale Rendite geht.   

Was ist das ‚Must-Have‘ bei der finanziellen Ruhestandsplanung?

Ziele. Welchen Lebensstandard und welche finanziellen Freiheiten will ich einmal haben, auf diese Fragen sollte jeder eine Antwort haben. Um das zu erreichen, ist es dann wichtig, einen klaren Blick auf die aktuelle Ist-Finanz-Situation zu gewinnen und mit den beruflichen und familiären Plänen abzugleichen. Eine wirklich gute Altersvorsorgeplanung ist dann ein laufender Prozess, der von Jahr zu Jahr an die tatsächliche Entwicklung angepasst wird.