Planaberry – wenn Sparer es genau wissen wollen

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27. März 2025

Planaberry – wenn Sparer es genau wissen wollen

Gründer von Startups picken sich häufig ein einzelnes Problem im Alltag oder Wirtschaftsleben heraus, für das es bislang keine einfache und zufriedenstellende Lösung gibt. So auch das Fintech Planaberry, das mit dem Claim „Ruhestandsplanung. Endlich einfach“ antritt.

Den Impuls zur Gründung lieferte eine Einsicht in eigener Sache. Die beiden Co-Founder Angelina Fischer und Kevin Keppler stellten sich selbst einige Fragen zu ihrer Altersvorsorge. „Weiß ich, wie viel Geld ich im Alter wirklich brauche? Weiß ich, wie viel Rente ich genau bekomme?“ In der Ahnung, dass es vielen anderen ebenso ergeht wie ihnen, kamen sie zum Schluss: so richtig Durchblick haben die wenigsten. Das war die Geburtsstunde von Planaberry, die mit der offiziellen Gründung im August 2023 schlug.

Planaberry ist ein Online-Tool für Altersvorsorgesparer, die es genau wissen wollen und denen Excel-Tabellen dann doch zu aufwändig und unübersichtlich sind. Das grenzt den Teilnehmerkreis von vornherein etwas ein. Die Gründer selbst werben damit, dass es für all jene perfekt sei, die schon mit Geldanlagen, Immobilien oder Versicherungen vorsorgen und berechnen wollen, wohin sie das Sparen am Ende bringt. Als Schnupperkurs für völlige Altersvorsorge-Neulinge ist Planaberry wahrscheinlich schon eine Nummer zur groß. Wer das Tool nutzt, muss die Bereitschaft mitbringen, sich Gedanken darüber zu machen, welche Finanzverhältnisse in den kommenden Jahren und während der Rentenzeit herrschen (sollen).

Aller Anfang sind die Daten

Der Aufbau des Tool gliedert sich in eine Datenerfassung zum Einstieg, womit Informationen wie Alter, Bruttogehalt, geplanter Renteneintritt und geplanter Gehaltsanteil im Ruhestand erfasst werden. Ohne solche Ausgangsdaten geht es nun mal nicht. Das hat Planaberry mit allen anderen Tools für die Finanzplanung gemeinsam. Eine Reihe weiterer Annahmen sind voreingestellt, zum Beispiel Inflation und Gehaltsentwicklung. Das ist schon mal von Vorteil, weil sich viele Nutzer wahrscheinlich schwer damit tun, ohne größere Recherchen eine Annahme für die Inflation oder die Wertsteigerung von Immobilien ad hoc zu treffen. Die Annahmen können aber individuell bearbeitet werden.

Eine aus den Daten errechnete Übersicht weist dann im zweiten Schritt die Gehaltsentwicklung bis zum Renteneintritt und die Einkünfte während der Rentenzeit aus. In Letztere fließen auch Erträge aus Sparverträgen ein, sofern solche Vermögensanlagen bei der Datenerfassung eingegeben worden sind. Gemessen am selbst gewählten Ruhestandsbedarf lässt sich dann erkennen, ob eine Finanzierungslücke besteht. Die Entwicklung des Vermögenswertes wird sowohl in der Aufbauphase als auch in der Entnahmephase anschaulich dargestellt. Es kann mit Kapitalerhalt oder Kapitalverzehr gerechnet werden. An diesem Punkt bieten sich vielfältige Szenarienberechnungen an, die zum Beispiel durch die Veränderung der Sparrate, des Auszahlungsbeginns oder der erwarteten Rendite variiert werden können. Wer Lust und Zeit hat, kann mit dem Tool eine Menge Zeit verbringen.

Ohne Inflation nur die halbe Wahrheit

Die Inflation ist voreingestellt. Das ist richtig, aber zugleich auch souverän. Finanzvertriebe lassen bei ihren Beispielrechnungen, die sie für Kunden anstellen, oft zu Anfang die Inflation erst einmal außen vor. Zu groß sind die Befürchtungen, dass der enorme Kaufkraftverlust über den langen Zeitraum des Altersvorsorgesparens am Ende zu Attentismus führt. Aber eine Ruhestandsplanung ohne Inflationsberechnung ergibt am Ende nur die halbe Wahrheit. Die Darstellung der Inflation ist auf der Planeberry-Plattform verständlich. Die inflationsbereinigten Werte spiegeln wider, was die zukünftigen Einnahmen und Ausgaben heute wert wären. Dafür wird die Inflation von den Beträgen abgezogen, sodass sie direkt in der heutigen Kaufkraft dargestellt werden. Das mache es leichter, so die Entwickler, die zukünftigen Finanzen mit dem aktuellen Lebensstandard zu vergleichen.

Ganz ohne Investoren

Hinter Planaberry steht im Grunde genommen nur ein Zwei-Personen-Team, wobei Mitgründer Kevin Keppler noch einem festen Job in der Finanzwirtschaft nachgeht. Zusammen bestreitet er mit Angelina Fischer alles aus eigener Kraft. Investoren wollen sie nach dem jetzigen Stand nicht an Bord holen. Das ist ein mutiger und selbstbewusster Ansatz, der allerdings auch dem Wachstumstempo und der Reichweite Grenzen setzt. Bislang ist Planaberry noch in der Testphase. Daher sind auch alle Funktionen kostenfrei. In einer künftigen ersten Monetarisierungsstufe soll dann ab dem zweiten Vermögenswert, der eingepflegt wird, eine Gebühr erhoben werden. Ob dabei genügend Nutzer mitmachen und ob damit ausreichend Einnahmen entstehen, das wird sich zeigen müssen. Die Monetarisierung ist ohnehin die Achillesferse vieler Startups.

Die beiden Gründer wollen vor allem mit ihrer Unabhängigkeit bei potentiellen Interessenten punkten. Der Verkauf von Finanzprodukten ist über die Plattform ebenso wenig geplant wie Affiliate-Links. Damit wollen sie sich von Plattformen mit ähnlicher Ausrichtung unterscheiden. Andererseits könnte sich mancher Nutzer aber mit seiner Rentenlücke auch allein gelassen fühlen, wenn es am Ende keinen konkreten Hinweis gibt, auf welchem Wege sie sich schließen lässt.