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Zinseszins und die Zeit arbeiten für die Rente

Warum es sich auch mit kleinen Beträgen lohnt zu investieren – dieser Frage geht die neue DIA-Kolumnistin Lisa Osada nach. Sie zeigt, wie Zeit und Zinseszins für Anleger arbeiten.

Viele junge Menschen in Deutschland haben bereits realisiert, dass sie selbst für ihr Alter vorsorgen müssen und es riskant ist, sich im Alter allein auf die gesetzliche Rente zu verlassen. Betrachtet man die aktuellen demografischen Trends, wird schnell klar, dass die gesetzliche Rente in Zukunft für viele nicht mehr ausreichen wird, um den gewohnten Lebensstandard zu halten.

Insbesondere Frauen sind statistisch betrachtet überdurchschnittlich stark von der sogenannten „Rentenlücke“ betroffen. Diese beschreibt die Differenz zwischen den gesetzlichen Rentenleistungen und dem tatsächlichen Finanzbedarf zur Aufrechterhaltung des Lebensstandards im Alter.

Eine Möglichkeit, diese Lücke zu schließen, besteht darin, einen Teil des eigenen Einkommens zu investieren, um langfristig Vermögen aufzubauen und das eigene Geld vor der Inflation zu schützen. Viele Menschen haben aber immer noch das Gefühl, dass Investieren nur etwas für Reiche ist und dass es sich nicht lohnt, mit kleinen Beträgen an der Börse zu investieren. Diese Einstellung ist grundsätzlich falsch und unterschätzt die immense Bedeutung des Faktors Zeit auf das investierte Kapital.

Bevor ich auf konkrete Beispiele eingehe, möchte ich kurz meinen eigenen Weg zur Börse beschreiben und wie ich selbst durch einen glücklichen Zufall mit dem Thema Aktien in Berührung gekommen bin. Damals hatte ich noch keinerlei Bezug zu diesem Thema und entschied mich für eine Ausbildung zur Fachinformatikerin bei einem Unternehmen in meiner Region. Dass es sich dabei ausgerechnet um ein börsennotiertes Unternehmen handelte, war reiner Zufall. Die Mitarbeiter und auch die Auszubildenden hatten die Möglichkeit, sich an einem Mitarbeiteraktienprogramm zu beteiligen. Mit 19 Jahren hatte ich kaum eine Ahnung von Aktien, aber mir fiel auf, dass der aktuelle Aktienkurs des Unternehmens deutlich über dem Preis lag, zu dem ich als Mitarbeiter die Wertpapiere erwerben konnte. Also eröffnete ich ein Depot und kaufte meine ersten Aktien.

Kurze Zeit später erhielt ich meine erste Dividende – eine Ausschüttung des Unternehmens – nur weil ich ein paar Aktien besaß. Dieser Moment war für mich entscheidend und motivierte mich, mehr über Aktien und die Börse zu erfahren. So wurde die Investition in Aktien im Laufe der Zeit zu einem wichtigen Bestandteil meines eigenen Vermögensaufbaus.

Kleine Beträge, großer Unterschied

Während meiner Ausbildungszeit habe ich zwar nicht viel Geld verdient, aber trotz WG-Miete und der üblichen Lebenshaltungskosten habe ich es geschafft, jeden Monat einen kleinen Betrag zu investieren. Angefangen habe ich mit einem Fondssparplan über 25 Euro. Von Finanzprodukten oder ETFs hatte ich damals noch keine Ahnung, aber der wichtigste Schritt war, überhaupt anzufangen. Rückblickend war das eine der besten Entscheidungen, die ich überhaupt treffen konnte. Es lohnt sich, auch mit kleinen Beträgen zu investieren – und das sind die entscheidenden Gründe:

Wertvolle Erfahrungen sammeln. Schon mit kleinen Beträgen kannst du wertvolle Erfahrungen sammeln. Du lernst, wie es sich anfühlt, Geld anzulegen, und wie du auf Schwankungen an der Börse reagierst. Wenn du früh einen Börsencrash erlebst, hast du die Chance, deine Emotionen und Reaktionen auf stark fallende Kurse zu beobachten und daraus zu lernen. Wenn du Fehler machst, sind die Folgen geringer, da du nur kleinere Summen investiert hast.

Finanzielle Disziplin und Routinen aufbauen. Wenn du früh und regelmäßig investierst, gewöhnst du dir gute finanzielle Gewohnheiten an. Mit dem Vermögensaufbau ist es wie mit dem Muskelaufbau: Ein einmaliges Training bringt wenig. Nur mit Disziplin und Kontinuität erreichst du deine Ziele – genau wie an der Börse. Regelmäßige Einzahlungen und ein bewusster Umgang mit Geld sind der Schlüssel zum Erfolg.

Die Macht des Zinseszinseffekts. Der Zinseszinseffekt wird vielfach unterschätzt. Er beschreibt das Wachstum deines Kapitals durch die Wiederanlage der erwirtschafteten Erträge. Das Wachstum ist nicht linear, sondern exponentiell – je länger du investierst, desto stärker wird dieser Effekt.

So wirkt der Zinseszinseffekt

Angenommen, eine Person im Alter von 20 Jahren legt einen Sparplan von 25 Euro in einen weltweit diversifizierten ETF an. ETFs wie der „FTSE All-World“ oder der „MSCI ACWI“ enthalten Tausende von Aktien aus der ganzen Welt und bieten daher eine breite Streuung. Diese weltweit ausgerichteten ETFs haben in den letzten 30 bis 40 Jahren eine durchschnittliche Rendite von ca. sieben bis neun Prozent pro Jahr erzielt.

Wenn die Person bis zum Rentenalter von 67 Jahren monatlich 25 Euro investiert, ergibt sich folgendes Bild:

Wird die Sparrate auf 50 Euro monatlich verdoppelt, steigt der Betrag auf 310.619 Euro. Mit rund 161 Euro monatlich würde dieser Sparer im Alter von 67 Jahren die Millionengrenze überschreiten. Diese theoretischen Berechnungen verdeutlichen die Kraft des Zinseszinseffekts bei einem langen Anlagehorizont.

Zeit ist wichtiger als Geld

Die Zeitspanne, in der das Geld investiert ist, ist entscheidender als der Geldbetrag. Um die Bedeutung der Zeit zu verdeutlichen, hier ein Vergleich:

Obwohl Person B insgesamt 60.000 Euro eingezahlt hat (im Vergleich zu 14.100 Euro bei Person A), ist der Betrag am Ende geringer. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, frühzeitig zu beginnen – auch mit kleinen Beträgen. Die beste Zeit zu beginnen, ist immer „jetzt“.


DIA-Kolumnistin Lisa Osada ist Gründerin von Aktiengram, Finanzbloggerin, Fachinformatikerin und SPIEGEL-Bestsellerautorin. Im Jahr 2020 gründete sie ihren erfolgreichen Finanzblog „Aktiengram“ und den gleichnamigen Instagram-Kanal, mit dem sie zehntausende Menschen motiviert, ihre finanziellen Ziele eigenverantwortlich zu erreichen.