Immer mehr Menschen in Deutschland entscheiden sich dafür, auch nach dem Renteneintritt erwerbstätig zu bleiben. Damit setzt sich der Trend zunehmender Rentnererwerbstätigkeit fort.
Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts setzen 13 Prozent der Rentnerinnen und Rentner im Alter von 65 bis 74 Jahren ihre berufliche Tätigkeit nach Rentenbeginn fort. Dabei verbleiben sechs Prozent in ihrem bisherigen Arbeitsverhältnis, während sieben Prozent unter veränderten Bedingungen – etwa mit reduzierter Arbeitszeit oder in einer neuen Funktion – weiterarbeiten.
Zahlen wie diese zeigen, dass die Rentnererwerbstätigkeit in den vergangenen Jahren zugenommen hat und ein relevanter gesellschaftlicher Trend geworden ist. Die Gründe für die fortgesetzte Berufstätigkeit im Ruhestand sind vielfältig. In erster Linie geht es ums Geld. Rund 33 Prozent der erwerbstätigen Rentner geben an, dass finanzielle Notwendigkeit sie dazu bewogen hat. Gleichzeitig bleibt für viele Senioren der Wunsch nach sozialer Teilhabe und sinnstiftender Tätigkeit ein entscheidender Faktor: 29 Prozent arbeiten weiter, weil ihnen die Tätigkeit Freude bereitet. Weitere elf Prozent nennen als Grund finanzielle Anreize oder den Umstand, dass ihr Partner oder ihre Partnerin ebenfalls weiterhin berufstätig ist.
Markante Unterschiede nach Geschlecht und Bildungsstand
In der Rentnererwerbstätigkeit zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Während 16 Prozent der Männer zwischen 65 und 74 Jahren nach Renteneintritt weiterarbeiten, sind es bei den Frauen lediglich zehn Prozent. Auch das Bildungsniveau hat einen signifikanten Einfluss: 18 Prozent der Hochqualifizierten arbeiten über das Rentenalter hinaus. Bei Personen mit mittlerem Bildungsabschluss beträgt dieser Anteil zwölf Prozent und bei Geringqualifizierten elf Prozent. Dies verdeutlicht, dass die Rentnererwerbstätigkeit hierzulande eben auch von individuellen sozialen und wirtschaftlichen Faktoren abhängt.
Die meisten erwerbstätigen Rentner reduzieren ihre Arbeitszeit allerdings erheblich. Rund 40 Prozent arbeiten nunmehr weniger als zehn Stunden pro Woche, während 25 Prozent zwischen zehn und unter 20 Stunden beruflich aktiv sind. Lediglich 16 Prozent der arbeitenden Rentner sind mit mehr als 40 Stunden pro Woche weiterhin vollzeitbeschäftigt. Diese Zahlen verdeutlichen, dass viele Rentner eine reduzierte Erwerbstätigkeit bevorzugen, um ihre Rente aufzubessern oder weiterhin aktiv am Berufsleben teilzunehmen. Allerdings möchten sich die meisten nicht den vollen Belastungen eines regulären Arbeitsverhältnisses aussetzen.
International im Mittelfeld
Im EU-Vergleich liegt Deutschland mit einem Anteil von 13 Prozent erwerbstätiger Rentner im Mittelfeld. Besonders hoch ist die Rentnererwerbstätigkeit in den baltischen Staaten. So arbeiten etwa in Estland noch 55 Prozent der Senioren nach Renteneintritt weiter. In Lettland und Litauen sind es jeweils 44 Prozent. Deutlich niedriger fällt die Quote hingegen in Slowenien und Rumänien aus. Hier scheiden jeweils 84 Prozent der Pensionäre mit dem Renteneintritt auch vollständig aus dem Erwerbsleben aus.
Der demografische Wandel, die steigende Lebenserwartung, aber auch zunehmend finanzielle Engpässe aufgrund vergleichsweise niedriger Alterseinkommen lassen erwarten, dass die Rentnererwerbstätigkeit in Deutschland weiter zunehmen wird. Dies bietet Chancen und Herausforderungen für die Gesellschaft. Einerseits leisten arbeitende Rentner einen Beitrag zur Fachkräftesicherung und bleiben sozial integriert. Andererseits wirft diese Entwicklung auch Fragen zur langfristigen finanziellen Absicherung im Alter und zur Arbeitsmarktfähigkeit älterer Arbeitnehmer auf. Die Politik diskutiert verschiedene Maßnahmen, um die Rentnererwerbstätigkeit zu fördern – von steuerlichen Entlastungen für berufstätige Senioren bis hin zu Anreizen für eine flexiblere Gestaltung des Renteneintritts.